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1827 wurde die zentrale Untersuchungskommission in Mainz aufgehoben, und in Bamberg wurde im Geheimen die Allgemeine Deutsche Burschenschaft konstitutiert, die allerdings bald in zwei Fraktionen zerfiel: die Arminen waren zwar auch politisch ausgerichtet, wandten sich aber mehr dem studentischen und universitären Leben zu, während die Germanen politisch wesentlich radikaler waren und sich massiv für eine republikanische Verfassung einsetzten (17).
Die Revolution vom Juli 1830 in Frankreich verhalf der demokratischen und nationalen Einigungsbewegung zu einer Neubelebung, die über die studentischen Kreise weit hinausging und das Kleinbürgertum und die Handwerkerschaft mit einbezog (18).
Die Nationalbewegung gipfelte in einer großen Demonstration Ende Mai 1832 auf dem Hambacher Schloß, die als Hambacher Fest in die Geschichte einging. Diese Volksversammlung wurde zwar unter maßgeblicher Beteiligung der Heidelberger Studentenschaft durchgeführt, jedoch unter den ca. 30000 Teilnehmern machten sie nur einen geringen Teil aus.
Von einer Revolution war man noch weit entfernt. So fand denn auch der Putschversuch der Germanen - trotz Verrats stürmten 40 Burschenschafter die Frankfurter Hauptpolizeiwache, um einen Schlag gegen den Bundestag einzuleiten - bei der Bevölkerung keinerlei Rückhalt und konnte durch herbeigerufenes Militär leicht niedergeworfen werden.
Resultat des Putschversuches war die Einrichtung einer neuen Zentralbehörde in Frankfurt, die nachhaltig und mit großem Erfolg Revolutionäre und Burschenschafter verfolgte und den Gerichten überwies, so daß viele von ihnen zu langen Festungsstrafen oder gar zum Tode verurteilt wurde. Wieder bedeutete die Zerschlagung der Burschenschaften die Aktivierung der anderen Verbindungen (19).
So kam es in den dreißiger und vermehrt in den vierziger Jahren zu Gründungen von konfessionellen Verbindungen, die einen betont apolitischen Kurs steuerten und einen sittlich-zurückhaltenden Lebenswandel an den Tag legten: sie lehnten äußere Merkmale ab und erachteten das Duell für unwürdig. Die erste dieser Verbindungen, die 1836 gegründete Uttenruthia in Erlangen, existiert noch heute.
Von den christlich-ökumenischen Verbindungen setzten sich die Katholiken ab, um sich in der vom Protestantismus geprägten Hochschullandschaft mehr Gehör zu verschaffen. Deswegen griffen katholische Verbindungen bewußt auf äußerliche burschenschaftliche Formen zurück, um somit öffentlich für die Emanzipierung des Katholizismus einzutreten (20).
1817 waren es fast 400, 1832 30000, 1848 schließlich Millionen: die seit langem wachsende Unzufriedenheit führte endlich, nach einem Anstoß aus Frankreich (der Februarrevolution) auch in Deutschland zur Revolution. Im ganzen Gebiet des Deutschen Bundes erhob sich die Bevölkerung gegen die bestehende Ordnung, wobei die akademische Jugend eine hervorragende Rolle einnahm.
Schon in dem vorhergehenden Jahrzehnt entwickelte sich eine neue, äußerst kritische und progressive Studentenbewegung: der Progreß. Er organisierte sich anders als die Burschenschaften in lockeren Vereinen und lehnte jegliche straff organisierte Organisationsform ab. Die Progressisten forderten die völlige Verschmelzung der Universität mit der "Ouml;ffentlichkeit, also vor allem die Abschaffung der akademischen Gerichtsbarkeit, sowie die Aufhebung des überkommenen Ehrbegriffs der Studenten und damit letztlich die Abschaffung des Duells (21).
Im März 1848 verjagten Studenten in Wien, als akademische Legion zusammengeschlossen, gemeinsam mit der Arbeiterschaft den Staatskanzler Metternich, in Berlin kämpften sie auf den Barrikaden, in Schleswig-Holstein zogen sie gegen dänische Truppen: kurz, Studenten, und mit ihnen die Verbindungen, hatten bei der Revolution eine nicht zu unterschätzende Funktion. Sie wirkten als intellektuelle Vordenker, agitative Aufklärer und galten als traditionelle Vorkämpfer für ein demokratisches und geeintes Deutschland.
Zu Pfingsten trafen sich über 1000 Studenten auf der Wartburg, in Erinnerung an das Fest vor 31 Jahren, um über die allgemeine Hochschulreform zu diskutieren und um sich über gemeinsame Grundsätze und Leitlinien bei der Verwirklichung zu vereinigen. Lediglich die Forderung nach unbedingter Lehr- und Lernfreiheit wurde von allen Studenten getragen, andere Ziele wie die Abschaffung der Fakultäten oder gar der akademischen Gerichtsbarkeit wurden nur von einem Teil der versammelten Studentenschaft verabschiedet. Zu groß waren schon die verschiedenen Traditionen und Gegensätze zwischen Burschenschaften, Progressisten, Corpsstudenten usw. Das zustandegekommene Programm war den meisten Professoren, den Behörden und auch den konservativen Verbindungen derart suspekt, daß sie gemeinsam diesen progressiven Ansatz bekämpften und dieser deswegen nur Episode blieb. Die alte Universität blieb im großen und ganzen als solche erhalten (22).