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SV Handbuch: Geschichte der Verbindungen,

3c) 1850-1914: Reaktionszeit und Kaiserreich

Die progressistische Studentenbewegung zwang die älteren Studentenverbindungen zu einer Konsolidierung ihrer Formen und Traditionen. So gründeten am 26. Mai 1855 sieben Corps den Kösener-Senioren-Convent-Verband, der somit den ersten nationalen Dachverband bildete und die unbedingte Satisfaktion in den Vordergrund seiner Aktivitäten stellte.

In der nach der Revolution einsetzenden Reaktionsepoche verloren die Verbindungen größtenteils ihre politische Zielsetzung und entwickelten sich zu rein akademischen Lebensgemeinschaften. Lediglich die Germanen setzten die Tradition der politischen Betätigung fort und, da über diese Frage selbst untereinander kein Konsens erzielt werden konnte, gerieten in der folgenden Zeit ins Abseits.

In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts, die studentischen und korporativen Lebensformen waren voll ausgebildet, entwickelten sich die Verbindungen zu den dominierenden Institutionen an der Universität, wobei vor allem die Corps die führende Rolle einnahmen. Verbindungen hatten sich ihren Platz in der Gesellschaft erkämpft: ausgehend von verbotenen Landsmannschaften, verfolgten Orden und Burschenschaften, manchmal geduldeten Kränzchen und Corps, wurden sie zur staatstreuen und fast sogar staatstragenden Einrichtung: Kaiser Wilhelm II. selbst galt als "oberster Corpsstudent des deutschen Reiches".

Es fand im 19. Jahrhundert ein völliger Wechsel der gesellschaftlichen Bedeutung der Verbindungen statt, der im Rückblick die Zeit im Kaiserreich als Blütephase erscheinen läßt. Dafür spricht, daß ca. ein Drittel aller Studierenden Mitglieder in Verbindungen waren, in manchen Universitätsstädten sogar weit mehr als die Hälfte.

Wenn die alten Verbindungstypen anfänglich eine Führungsrolle einnahmen, so wurde doch im Laufe der Zeit die Spannweite um neue, verschieden ausgerichtete Korporationen wesentlich vergrößert: schlagende, nicht schlagende, farbentragende, nicht farbentragende, konfessionelle, sich auf einzelne akademische Disziplinen beschränkende, musische Verbindungen (Sondershäuser Verband), Turnverbindungen usw. Auch gesellschaftlich diskriminierte Gruppen wie Juden und akademisch unterrepräsentierte wie die Frauen gründeten ihre eigenen Verbindungen (ab 1908 waren Frauen in Preußen ohne Einschränkung zum Studium zugelassen).

Diesem gesellschaftlichen Wechsel entsprach ein Wandel der politischen Orientierung: jetzt, da die Einigung Deutschlands gesichert war, wurde aus der nationalen Bewegung eine nationalistische, die ihre Ziele von 1848 erreicht sah, ihr progressives und liberales Erbe gegen eine konservative Grundüberzeugung tauschten und somit die Wende zum Illiberalismus einleiteten, der das Leben der Akademiker bis zum Ersten Weltkrieg bestimmen sollte (23).

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