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SV Handbuch:

4c) Die Nachkriegszeit

Nach der deutschen Kapitulation und dem Kriegsende kam es schon im Herbst 1945 wieder zur Aufnahme der Lehrtätigkeit an den Universitäten. Der Neuanfang aus den Trümmern, die Verarbeitung der Schrecken des Krieges und die Bewältigung der Geschehnisse in den Konzentrationslagern, dazu die elende materielle Lage, die das reine Überleben fraglich werden ließ, all dies kennzeichnete das Leben der ersten Nachkriegsjahre. Dennoch stiegen die Studentenzahlen der Hochschulen der späteren Bundesrepublik schon bis 1948 auf ein weit höheres Niveau als in der Weimarer Republik! Dieser starke Andrang hielt in der gesamten Nachkriegszeit an.

Anfang der sechziger Jahre stieg die Zahl der Immatrikulierten auf über 200000, um dann bis in die achtziger Jahre hinein auf ungefähr 1,3 Millionen zu steigen. Im Gegensatz zur Weimarer Republik stellte jetzt der Staat umfangreiche Mittel für die materielle Unterhaltssicherung zur Verfügung, vor allem nach dem "Honnefer Modell", einer von der Westdeutschen Rektorenkonferenz 1955 erarbeiteten Empfehlung, als Mischung von Stipendium und Darlehen, und später als BAföG (Bundesausbildungsförderungs-Gesetz), welches seit jüngster Vergangenheit nur noch als Darlehen ausgezahlt wird.

Während die Militärregierungen in ihren Besatzungszonen die Korporationen verboten, und auch die Westdeutsche Rektorenkonferenz in ihrem Tübinge Beschluß vom Oktober 1949 betonte, daß für Mensuren, den besonderen studentischen Ehrbegriff, die Abhaltung lärmender und geistloser Massengelage und für das Farbentragen in der zukünftigen studentischen Gesellschaft kein Platz mehr sei, konnten sich dennoch schon 1950 durch die Aktivitäten der Alten Herren viele Verbindungen wieder gründen.

1951 schlossen sich in Göttingen die zunächst 16 Dachverbände (darunter auch der SV!) zu dem Convent Deutscher Korporationsverbände (CDK) zusammen, konnten also erst jetzt interne Differenzen derart überwinden, daß eine alle Verbindungen umfassende Organisation möglich wurde.

Die Verbindungen zogen auch nach dem Kriege das gesellige Leben an der Universität stark an, konnten sich jedoch unter den Studenten nicht so sehr durchsetzen, so daß der Korporierungsgrad hinter dem der Weimarer Republik zurückblieb. Wegen ihrer republikfeindlichen Einstellung während der Weimarer Zeit und ihrer zwischen Gleichgültigkeit und Bejahung schwankenden Einstellung zum Nationalsozialismus sahen (und sehen) sich Verbindungen in der Nachkriegszeit vehementer Kritik ausgesetzt.

Die ASTA's, 1946 wieder zugelassen, schufen 1949 den Verband Deutscher Studentenschaften (VDS), der quasi die Funktion der frühen Deutschen Studentenschaft übernahm (31).

In den fünfzigerJahren hielten sich die Studenten politisch eher bedeckt. Zwar beteiligte sich ein Teil der Studentenschaft an den Demonstrationen gegen die Wiederbewaffnung und an der Anti-Atomtod-Bewegung, doch gewannen sie hier keine bedeutende politische Initiative. Dieses änderte sich erst in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre, als der internationale Protest gegen den Vietnamkrieg auch die deutschen Studenten mobilisierte, und in dem Widerstand gegen die Notstandsgesetze der Großen Koalition, gegen die Springer'sche Pressekonzentration, gegen die Ordinarienuniversität seine spezifische deutsche Ausprägung gewann.

Für die weitere Entwicklung der studentischen Subkultur war die Studentenrevolte von entscheidender Bedeutung, da die konventionelle bürgerliche Lebensart in Frage gestellt und neue, antiautoritäre Lebensstilkonzepte entwickelt wurden, die, im Gegensatz zu den damals vertretenen politischen Utopien, heute in breiter Front Eingang in die Gesellschaft gefunden haben.

Verbindungen wurden dabei als Relikte aus alter Zeit kritisiert, und insbesondere wegen ihrer jüngsten Geschichte angefeindet (s.o.). Diese Kritik wirkte sich negativ auf die Verbindungen aus: von den rund 1,3 Millionen Studenten sind rund 21000 korporiert; ein verschwindend geringer Teil. Somit sind die Verbindungen in den letzten 20 Jahren darum bemüht, sich ihren Platz in der modernen studentischen Gesellschaft zu erhalten, wobei derzeit über die einzuschlagende Richtung in der Frage über die Aufnahme von Frauen diskutiert wird. Hierbei stehen sich Befürworter und Gegner zum Teil recht unversöhnlich gegenüber, und wenn auch schon einige wenige Verbindungen Frauen aufgenommen haben, so wird die Diskussion gewiß noch einige Jahre andauern. Inwieweit dabei die allerjüngste konservative Tendenzwende eine Rolle spielen wird, ist noch nicht abzusehen.

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