Damit wurde am 2. August 1983 die AG Verkehr in der BUZO vom damals zuständigen Dezernenten für die Verkehrsbetriebe, Bürgermeister Kurt Gauly, abgefertigt. Und weiter wird in diesem Schreiben der BUZO Altbekanntes mitgeteilt: "Wissen Sie immer noch nicht, daß die Schienenstrecken den Entwicklungsachsen vorbehalten bleiben müssen? Nehmen Sie nicht zur Kenntnis, daß die Deutsche Bundesbahn, die im ÖPNV jährlich rund 4 Mrd. DM Defizit einfährt, sich aus der Flächenbedienung per Schiene Schritt für Schritt zurückziehen muß, um nicht zahlungsunfähig zu werden? ... Haben Sie Ihren eigenen Vorschlag mit der m.W. bei Ihrer Bürgeraktion noch bestehenden Arbeitsgemeinschaft Umweltschutz abgestimmt? Haben Sie übersehen, daß die als erste Teilstrecke zu errichtende Trasse durch die Ernst-Friedrich-Straße nur durch Beseitigung einer in der Mitte der Straße befindlichen Baumallee erfolgen könnte? ... Es gehört zu den Daueraufgaben der Verkehrsbetriebe Karlsruhe, die einzelnen Linienführungen zu optimieren. Insofern sind sie für brauchbare Vorschläge immer dankbar. Ihr jüngster Vorschlag eignet sich aber für eine solche Linienverbesserung nicht."
Nun weiß jeder und jede, dass immer noch keine Bahn nach Aue und Wolfartsweier fährt. Trotzdem wird diesen Monat wieder ein wichtiger Meilenstein gesetzt: Am 21. Juni wird die abgeschlossene Planung dem Durlacher Ortschaftsrat vorgelegt, so dass nach einer Offenlage von vier Wochen dem Bau nichts mehr im Wege stehen sollte, es sei denn, begründete Einsprüche werden noch das Verfahren verzögern.
Der genannte Schriftwechsel aus dem Jahre 1983 zwischen der BUZO und dem Rathaus war nicht das erste Bemühen um eine Straßenbahn in die genannte Richtung. Schon in den fünfziger Jahren wurde laut über eine Straßenbahnverbindung nach Aue nachgedacht, allerdings wurde die Idee im Zuge der Motorisierung nicht mehr weiter verfolgt. Der AG Verkehr in der BUZO kann deshalb maßgeblicher Anteil zugeschrieben werden, dass jetzt das Planfeststellungsverfahren läuft. Kurz nach dem genannten Schriftwechsel wurde ich, Gerhard Stolz, Mitglied der AG Verkehr, in den Karlsruher Gemeinderat gewählt. Ich kam zur Erkenntnis, dass eine kleine Partei wenig anstoßen kann, wenn nicht die größeren Parteien von dem Vorhaben überzeugt sind. Also wurden Mehrheiten gesucht, die SPD lehnte ab, "brauchen wir nicht", aber die CDU zeigte sich aufgeschlossener. Deshalb wurde am 19.10.1983 von mir als Stadtrat der Grünen Liste ganz offiziell nach der Straßenbahn nach Aue gefragt. Die Antwort fiel zwar freundlich aber bestimmt aus: " ... sehen die Verkehrsbetriebe keine realistische Möglichkeit, die Straßenbahn nach Durlach-Aue zu führen." Gründe für die Ablehnung waren ein zu geringes Potential, zu hohe Kosten und die bereits erwähnten Bäume in der Ernst-Friedrich-Straße.
Nachgegeben wurde trotzdem nicht: Mit der Gewissheit, dass sich zumindest die Durlacher CDU nicht gegen das Vorhaben stellen würde, wurden viele Gespräche geführt, bei denen sich herausstellte, dass eine Führung der Bahn nicht nur nach Aue, sondern weiter nach Wolfartsweier wesentlich wirtschaftlicher sein würde, so dass im Jahre 1986 ein offizieller Antrag für eine Straßenbahn nach Durlach-Aue und Wolfartsweier von der Grünen Liste und dem Durlacher CDU-Stadtrat Wolfram Jäger gestellt wurde. Immerhin war Bürgermeister Gauly jetzt wenigstens bereit den Antrag zu prüfen! Auch die Verkehrsbetriebe sagten eine Prüfung zu, signalisierten allerdings langwierige Prüfungen. Die SPD wollte jetzt plötzlich nicht mehr abseits stehen und verhielt sich wenigstens nicht mehr ablehnend. Eine SPD-Stadtplanerin wollte BUZO, Grüne und CDU überholen und stellte Alternativtrassen vor, die allerdings bald wieder ad acta gelegt wurden.
Nach über zehn Jahren hat man sich auf die einzig sinnvolle Trasse
durch die Ernst-Friedrich-Straße, den Lohn-Lissen-Grünzug und
den Säuterich verständigt. Damit wurde die bereits 1983 von der
BUZO und der Politik vorgeschlagene Variante von der Verwaltung für
gut befunden, so dass die Bahnen bald über Aue nach Wolfartsweier
rollen können. Übrigens, die Platanen in der Ernst-Friedrich-Straße
können großenteils erhalten bleiben, weil die Planer einen Vorschlag
der BUZO von 1983 übernommen haben: "Wir schlagen deshalb eine nur
noch zweispurige Straßenführung auf der östlichen Seite
vor, so daß die westliche Ernst-Friedrich-Straße für die
Straßenbahn zur Verfügung stehen könnte. ... Dabei könnte
der Baumbestand erhalten bleiben."
Ein Betriebskonzept liegt noch nicht vor: Sicher fährt eine Linie direkt in die Karlsruher Innenstadt im 10-min-Takt, die andere Linie wir Richtung Endhaltestelle Durlach-Turmberg geführt, allerdings nur zeitweise. Es ist noch nicht geklärt, ob die Linien 1 und 2 weiterhin beide bis Durlach-Turmberg verkehren. Ebenso ist noch nicht bekannt, wie die Neuordnung des Busverkehrs aussehen soll. Die Verkehrsbetriebe tun sich schwer, denn sie haben versäumt ein Konzept vorzulegen, was hingegen die Durlacher Grünen bereits vor zwei Jahren getan haben. Über dieses Konzept wird im nächsten Rundbrief der Grünen berichtet.
Gerhard Stolz
VCD Karlsruhe Inhalt dieser Ausgabe kfk-Archiv