Rhein+Hafen-Brücke

Städtische Idee: Rheinhafenbrücke

Seit längerer Zeit gibt es im Rahmen der Aufwertung des Rheins bei Karlsruhe schon die Idee einer Rheinhafenbrücke, s. u.a. hier. Sie soll die beschwerliche Überwindung des Hafentors bzw. den großen Umweg (das Hafentor ist absolut nicht barrierefrei und auch für Nutzer von Sonderrädern wie Dreiräder oder Räder mit Anhänger völlig ungeeignet) insbesondere für den Radfernverkehr entlang des Rheins erleichtern. Ähnliche Probleme gibt es an der Ölhafeneinfahrt, wo es gar keine Querungsmöglichkeit gibt und somit eine Brücke noch dringlicher wäre, und beim Yachthafen, wo es aber m.E. einfachere Lösungen gäbe.

Eine Rheinhafenbrücke müsste natürlich "schiffshoch" konstruiert werden über einen "schiffsbreiten" Wasserweg und das "nur" für eine Hafeneinfahrt, wo es doch schon eine "Brücke" in Form des Sperrtors gibt, weswegen diese "zu teure" Idee hier schon nicht völlig zu Unrecht zerrupft wird (incl. aber insbes. auch meiner nachfolgenden Idee ...). Die Finanzierung ist unklar, Sponsoren fanden sich noch keine.

Das war für mich vor einiger Zeit Anlass, die Idee weiterzuentwickeln, um den Nutzwert und die Attraktivität dieser Brücke deutlich zu erhöhen:

Meine Grundidee: Rhein+Hafen-Brücke

Idee im Grundriss: Mittelpfeiler auf der Landzunge des Vorhafens mit drei Brückenteilen zu den Nebenpfeilern, alle 4 mit Windrädern, deren Radius (50 m) gestrichelt, daran anschließend die Vorlandbrücken mit der Steigung. Grundkarte (C): Openstreetmap und Mitwirkende

Wenn man schon eine "schiffshohe" Brücke bauen würde: Warum dann nicht gleich "richtig"? ... nämlich auch gleich über den "großen Schiffsweg" Rhein hinweg! Vorteile:
- deutlich höherer Nutzen für den Fuß- und Radverkehr
- kombinierbar mit weiteren Ideen (Aussichtspunkt, Information)
- werbewirksamer, attraktiver
- dadurch evtl. für Sponsoren eher interessant
- oder es können eher Fördergelder akquiriert werden

Die oben verlinkte Kritik ist insofern zuzustimmen, dass eine Gestaltung als "besonderes Highlight" unnötig teuer würde. Meine Idee ist attraktiv durch ihren Nutzen und braucht daher keine Attraktivität durch hochwertige und teure Architektur, schlicht reicht.

Meine erste Idee ging daher in die Richtung, diese Brücke möglichst preisgünstig zu realisieren mit Elementen "von der Stange": Die Masten von Windrädern als Brückenpfeiler, da diese bereits in hoher Stückzal gebaut werden, und einfache leichte Konstruktion der Fahrbahn, z.B. mit Stahlfachwerkbrücke aus einfachen Elementen. optisch ähnlich der nahen Bahnbrücke.

Man bräuchte vier Pfeiler:
- einen Mittelpfeiler, auf den die 3 Hauptbrückenteile zulaufen,
- und 3 weitere Pfeiler auf der anderen Seite dieser Teile.
Von diesen drei Pfeilern führen die Vorbrücken abwärts, die auf Karlsruher Seite auf den Rheindämmen enden.

Zusatzidee: Brücke plus Aussichtsplattform

Als "Highlight" soll der zentrale Pfeiler
- auf der Landzunge des Vorhafens stehen,
. mittig zum Hafenbecken ausgerichtet
- und mit einer Aussichtsplattform,
erreichbar über eine Wendeltreppe.

Durch den Standort mittig zum Hafenbecken, das ziemlich genau in Richtung Schloss zeigt, wird
- zum einen die Stadt,
- zum anderen der Naturraum Rheinauen
aus einer neuen Perspektive erlebbar
- inklusive des harten Kontrastes zwischen Natur und Industrie
da hier Hafen und Kraftwerk direkt an die Rheinauen grenzen.

Ungefähre Rahmendaten:

Idee im Längsschnitt: Mittelpfeiler auf der Landzunge des Vorhafens mit Aussichtsplattform und zwei der drei Brückenteile mit Dach (Fachwerk nicht dargestellt) zu den Nebenpfeilern, alle 4 mit Windrädern, deren Radius (50 m) gestrichelt, daran anschließend die Vorlandbrücken mit der Steigung bis zum Damm (nur links).

Nötige Durchfahrtshöhe bei höchstem schiffbaren Wasserstand (HSW): 9,1 m
Brückenfahrbahn: mal auf runde 10 m über HSW angenommen, 5-6 m breit
Sie sollte auch einzelne Wartungs- und Rettungsfahzeuge tragen können
Höhe der Dämme über HSW: 2,5 m
Spannweiten mit dieser Durchfahrtshöhe: ca. 150 m, der Pfeiler auf Pfälzer Seite steht zur Minderung der Spannweite noch im nicht schiffbaren Bereich der Buhnen.
Vorbrücken: 7,5 m Höhenunterschied mit 5% Steigung auch um die 150 m
10 m über HSW also Brückenfahrbahn und um die vier Pfeiler je eine Plattform zum Verschnaufen und Abstellen der Räder, dann Wendeltreppe um den mittleren Pfeiler zu einer Aussichtsplattform 25 m über der ersten, sollte nach erster Abschätzung reichen für eine gute Aussicht, was aber noch genauer simuliert werden sollte. Damit wäre das Dach der Aussichtsplattform ca. 40 m über HSW.

Zusatzidee: Windräder

Später kam mir eine weitere Idee: Wenn ich schon "billige" Windradmasten als Pfeiler nehmen will, warum dann nicht auch ein Windrad oben drauf? Der Gewinn aus dem erzeugten Strom könnte die Brücke zum Teil refinanzieren.

Für moderne Windräder scheinen 100 m Rotordurchmesser und 110 m Nabenhöhe durchaus plausibel, dann wäre bei obiger Dachhöhe der Aussichtsplattform 20 m Abstand des Rotors zum Dach vorhanden und 50 m minimaler Abstand zwischen den Rotoren zweier Anlagen, denn Windräder könnte man eventuell auf alle 4 Pfeiler setzen.

Mein erster Ansatz dieser Zusatzidee ging noch vom am Pfeiler knapp unterhalb des Rotors aufgehängten Seilbrücken aus. Es kam dann aber die Frage der Vibrationen durch das Windrad auf. Die Relevanz dieser Frage konnte damals nicht verifiziert werden. Deswegen gehe ich nun von Fachwerkbrücken mit höheren und somit stabileren statt nur geländerhohen Seitenteilen aus. Ich hoffe, dass das Vibrationsproblem in nur 10 m Höhe des 110 m hohen Pfeilers, also weniger als 10% der Höhe, nicht mehr relevant ist bzw. durch geeignete Lagerung lösbar ist. Durch diese Änderung kann man den Fahrbahnen auch ein Dach spendieren, was Radlern nicht nur Wetterfestigkeit bringt, sondern auch den nötigen Schutz der Fahrbahnen vor Eisfall im Winter oder generell den Schutz vor bspw. defekten Rotorblättern. Außerdem könnten die Dächer Photovoltaik-Elemente tragen. Gegenüber älteren Entwürfen sind nun die Pfeilerstandorte auch abstandsoptimierter statt wie zuerst (noch ohne Windzusatzidee) schön architektonisch-symmetrisch dreistrahlig ...

Auf der Pfälzer Seite mit dem Naturfreundehaus ist zunächst kein Rheindamm in der Nähe. Da dort ein FFH-Gebiet ist, kann man vermutlich den bestehenden Weg nicht hochwassersicher erhöhen. Eine nicht dauerhaft nutzbare Verbindung wäre aber nicht sinnvoll. Daher würde ich hier vorschlagen, zusätzlich zur Vorbrücke zum Naturfreundehaus, eine weitere längere Vorbrücke zu bauen, die am Fuß der Steigung nur noch dammhoch auf Stützen über dem Buhnenbereich oder auch direkt am Ufer läuft bis zum Damm, der außerhalb vom FFH-Gebiet an den Rhein ranführt, ca. 700 m lang.

Das Naturfreundehaus wäre über diese Brücke auch hochwassersicher erreichbar. Bis jetzt ist das Naturfreundehaus samt dessen Bewohnern bei Hochwasser abgeschnitten!

Zusatzidee: Information

Die Plattformen der vier Pfeiler könnten zudem für Informationen genutzt werden mit Schautafeln ö.ä., bspw. zu den Themen:
- "Rhein, Tulla" auf dem Zentralpfeiler
- "Rheinauen, FFH" auf dem Westpfeiler auf Pfälzer Seite
- "Kraftwerk, regenerativ contra klassisch" auf dem Südpfeiler am Kraftwerk
- "Rheinhafen" auf dem Nordpfeiler an der Schiffsmeldestation

Diese Möglichkeiten passen gut zu den auch pädagogischen Ansätzen im Landschaftspark Rhein.

Idee in der Karte: Die Brücke(n) im Radverkehrsnetz. Grün = bestehende Wege, rot = Lückenschlüsse. Grundkarte (C): Openstreetmap und Mitwirkende

Offene Fragen

Der Fuß der Windräder müsste zwecks der Sicht der Schiffe evtl. aus dünnerem Stahlrohrfachwerk sein, wie man es bei einigen Windrädern sieht.

Ich hoffe, dass diese Zusatzidee realisierbar ist trotz nahem Naturschutz. Die Umgebung ist aber durch das nahe Kraftwerk und die Hafeneinfahrt bereits deutlich gestört, Windräder dürften keine nennenswerte zusätzliche Störung bewirken, zumal eines bereits in der Nähe am Hofgut Maxau steht, noch näher am Knielinger See als die Wind-Brücke in spe.

Bei Wind contra Naturschutz ist die Quellenlage unterschiedlich. Zum Vogelschutz gibt es wohl inzwischen auch Quellen, die ein Problem nur bei schnell rotierenden Kleinwindanlagen sehen, weniger bei langsameren Großwindanlagen, wie man sie hier einsetzen könnte.

Als zweiter Rettungsweg der Aussichtsplattform könnte eine Leiter im Turminneren dienen.

Die Idee im Radverkehrsnetz

Die Idee einer Rhein+Hafen-Brücke könnte auch an der Einfahrt des Ölhafens wiederholt werden. (Alternativ könnte man dort aber auch eine Passage durch das Hafengelände suchen.)

Am Yachthafen schlage ich vor, mit der Papierfabrik zu verhandeln, ob man an der Entladestelle eine gesicherte Möglichkeit finden könnte, die Entladeanlagen zu unterqueren.

Durch eine Brücke am Rheinhafen auch über den Rhein hinweg wird nicht nur das direkte Umfeld mit seinem Kontrast von Natur und Industrie und das Stadtbild aus einer anderen Richtung erlebbar, sondern auch der Radverkehr beiderseits des Rheins attraktiver gemacht. Über die Brücke wird die Pfalz abseits der verlärmten Autobrücke auf attraktiveren Wegen als heute erschlossen.
Auf Karlsruher Seite sind die heutigen Radwege zur Rheinbrücke stark gefährdet durch die Planungen zur zweiten Autorheinbrücke. Deren Fortsetzung auf Wörther Seite hat starke Mängel.
Auf Karlsruher Seite kann man auf attraktiveren Nebenrouten die neue Brücke erreichen. Auf der Nordseite des Rheinhafens fehlt jedoch noch ein Lückenschluss zur Querung von Bahn und Südtangente abseits der Honsellstraße (rot gestrichelt).

Idee von: Heiko Jacobs

Eingereicht in dieser ausführlichen Form zuerst für das Räumliche Leitbild Karlsruhe 2015 im Frühjahr 2014, als kleine Notiz aber schon zum Masterplan eingebracht.