VCD Karlsruhe Inhalt dieser Ausgabe kfk-Archiv

Kopfzeile

ECE-Center krempelt City um

Seit einer Weile bringt ECE frischen Wind in die Diskussion um die City. Egal ob Süd-Erweiterung, Einzelhandel, U-Strab, Kriegsstraße, ... ECE ist der Motor der Diskussion. Viele Hoffnungen, aber auch Ängste, knüpfen sich an das Kürzel ECE, zu dem am 20.9.2000 eine Bürgeranhörung zum Bebauungsplan war.

ECE betreibt rund 60 Center mit 1,4 Millionen m2. Dabei steigen dort die Umsätze, während sie im Einzelhandel allgemein sinken. Das liegt am Mix aus globalen und lokalen Anbietern und aus attraktiven Branchen, der durch branchenbezogene Mieten erreicht wird: Branchen mit besserer Gewinnlage zahlen mehr, andere weniger. Das Center bringt Aufruhr in den Karlsruher Einzelhandel, denn zu den derzeit rund 160.000 m2 Verkaufsfläche kommen nicht nur rund 30.000 m2 ECE hinzu, sondern darüber hinaus noch 20.000 m2 Postgalerie und 9.000 m2 am Mendelssohnplatz, also rund ein Drittel mehr. Die ECE-Center sind aber auf Kunden von außerhalb gemünzt und sollen dabei nicht in Konkurrenz zur City stehen, sondern sie ergänzen, was bestehende citynahe Center zeigen. Sicher sinken dann die hohen Mieten in der Kaiserstraße, was aber ein breiteres attraktiveres Angebot fördert.

In Karlsruhe soll ECE zwischen Kriegs-, Karl-Friedrich-, Erbprinzen- und Lammstraße entstehen. Es verdrängt eine Schule, das Kammertheater, evangelische und katholische Gemeindeeinrichtungen. Die ehemalige Bundesbahndirektion ist mit bis Frühjahr 2001 gültigem Rücktrittsrecht angekauft, bis dahin müssen sämtliche Grundstücksangelegenheiten geklärt sein, ansonsten platzt das Projekt. Vor allem bei der Verlagerung der Gemeinden gibt es Probleme.

Der Bau ist ab Ende 2001 mit Eröffnung Ende 2004 geplant. Es umfasst drei Einkaufsetagen im Unter-, Erd- und 1. Obergeschoss mit einer Mall zwischen Ettlinger Tor und Friedrichsplatz und einem Abzweig zum Rondellplatz, darüber drei Parkdecks, teilweise umrahmt von Büros. Die denkmalgeschützte Fassade des Kammertheaters wird integriert. Das Direktionsgebäude an der Lammstraße und die meisten Wohnhäuser an der Kriegsstraße bleiben.

ECE und Verkehr

Das Center zielt auf Kunden von außerhalb Karlsruhes, es wird daher zusätzlichen Autoverkehr in die City ziehen, obwohl diese schon überlastet ist. Dieser Mehrverkehr will untergebracht sein, fließend wie ruhend.

ECE ging mit dem Wunsch nach 1400 Stellplätzen in den Verhandlungspoker, die Stadt mit 930. Oft fielen Zahlen von 1100-1200: der "Kompromiss"? Allerdings ein fauler, da weit über der Landesbauordnung, die dank bester Bahnanbindung lediglich 450 vorschreibt. Dies wäre noch stadtverträglich.

Zu den drei Parkdecks soll es zwei Zufahrten geben: direkt an der Kriegsstraße und in der Lammstraße, letztere wegen Lärmschutz wohl komplett umbaut. Unterirdische Anbindungen an die Kriegsstraße scheinen bei ECE nicht auf Begeisterung zu stoßen. Der Lieferverkehr soll über die Lammstraße anfahren, dann aber nach unten abtauchen.

Ob dieser Mehrverkehr von den Straßen verkraftet wird, sollte ein Verkehrsgutachten zeigen. Angeblich geht es bis zu einer bestimmten Stellplatzzahl, wenn man am Karlstor und Ettlinger Tor einige kleinere Veränderungen vornimmt, unter anderem am Karlstor eine direkt anfahrbare Wendespur, sowie eine Verlängerung der Umlaufzeiten der Ampel am Ettlinger Tor, also längere Wartezeiten. Wenn dann noch eine Bahn einen Takt "klaut", kann man sich die Begeisterung bei Fußgängern, Radlern und Autofahrern jetzt schon ausmalen. Ob die Sache also mit kleineren Umbauten getan ist? Und was ist mit den heute schon überlasteten Knoten Mendelssohnplatz und Brauerstraße? Trotz rad- und bahngerechter Stadt wieder eine autogerechte Planung statt einer bürgergerechten?

Im Zusammenhang mit ECE werden auch die älteren Planungen zur Via Triumphalis forciert, die Karl-Friedrich-Straße zu beruhigen. Allerdings fuhr hier bisher der Verkehr zum Parkhaus in der Kreuzstraße, wohin damit? Auch wird die Haltestelle Ettlinger Tor auf die Nordseite der Kriegsstraße verlegt, näher an ECE und City. Weitere wesentliche Auswirkungen auf den Straßenbahnverkehr vermutet man bisher nicht, auch weil die jetzige Haltestelle die am schwächsten frequentierte der Innenstadt ist und die Schule entfällt.

Also eine Reihe baulicher Änderungen rund ums Ettlinger Tor. Könnte man nicht auf der recht großen Fläche einen Kreisverkehr einrichten? Ein solcher dürfte das Ettlinger Tor endlich zu einem Platz machen und es wäre möglich, den abfließenden Verkehr vom ECE nach Osten direkt zum Ettlinger Tor zu führen statt über das Karlstor.

Heiko Jacobs


Karlsruhe: Attraktive Innenstadt?
Europaweiter Autofreier Tag
Standortvorteil: Spielplatz bei St. Stephan
ECE-Center krempelt City um, ECE und Verkehr
Vision "autofreie" Kriegsstraße?
Neue U-Strab-Planungen
Potentiale rein oberirdischer Netze
Durlachs Fußgängerzone und Autoverkehr
5 Jahre stadtmobil: carsharing in Karlsruhe
Unter Strom, Buch
NEU! Fahrplankarte Südlicher Oberrhein
Neuer Landesvorstand
Editorial

Termine
Impressum

VCD Karlsruhe Inhalt dieser Ausgabe kfk-Archiv