Es gehört nicht gerade zu meinen Gewohnheiten, mich Samstag morgens in
der Nähe von Parkhauseinfahrten aufzuhalten!
Ich kann daher auch nicht beurteilen, wie lang dort die Schlange der
wartenden Autos gewöhnlich ist. Am "Europäischen autofreien Tag", der
sich das Motto "in die Stadt ohne mein Auto" gab, kam ich jedenfalls aus
dem Staunen nicht mehr raus. Eine riesige Autoschlange staute sich vor
dem Karstadt-Parkhaus, sie übertraf alles, was ich mir so vorgestellt
hatte. In meiner Mission als Faltblattverteiler des Inhalts "Mehr Spass
mit intelligenter Mobilität" wurde es nicht langweilig.
Das Info durch's Fenster reichen, ein aufmunterndes Sprüchlein, dass man
ja nun genug Zeit zum Lesen habe, abspulen, Saftgutscheine für die
Kinder anbieten (einlösbar beim Kinderfest, Parkplatz St. Stephan).
Zweieinhalb Stunden zu fünft, dann waren die rund tausend Faltblätter
verteilt.
Die verrückte Situation weckte bei mir Gefühle zwischen Spott und
Bedauern. Verlegene, zuweilen auch betretene Gesichter vieler
Autoinsassen, unaufgeforderte Rechtfertigungsversuche: "Ja, wenn ich das
gewußt hätte..., aber meine Mutter kann nicht..., fahren Sie mal
von..., ich muß anschließend noch..." usw., usw.
Und einer, Audi-Fahrer, wörtlich: "Fangt lieber Terroristen". Na ja.
Auch nebenher entwickelten sich Gespräche, getragen von Zustimmung bis
Skepsis. Ein Radfahrer wollte von mir wissen, ob mein Tun denn was
nützen würde. "Besser als nichts zu tun", war meine schlichte Antwort.
Das hat ihn wohl dazu veranlaßt, einen wohlwollenden Leserbrief über
unsere Aktivitäten in den "BNN" zu veröffentlichen. "Besser Faltblätter
verteilen als nichts tun", lautete die Überschrift.
Da haben ja meine Worte direkte Wirkung erzielt, denn: Besser einen
Leserbrief schreiben als nichts tun, oder?
Uwe Haack
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