VCD Karlsruhe kfk-Archiv

kreisfairkehr Herbst 1997

Inhalt

Autofreies Albtal
Radtour zu Denkmalen
Radeln ohne Grenzen
Wider öffentliche Subventionierung für Tiefgaragen
Radverkehr in Karlsruhe-City
Aufforderung zum Artikel-Schreiben
Fahrplaninformationen mit EFAwin
Karte ab 60
10 Jahre VCD-Landesverband
Mobil ohne Auto
 

Keine Autos im Albtal

Freie Fahrt für Radler am Erlebnistag

Noch im kreisfairkehr Winter `96 habe ich es als Traum bezeichnet, jetzt kann es Wirklichkeit werden: Am Sonntag, dem 16. August 1998 ist das Albtal von 10 bis 18 Uhr für Autos tabu. Inzwischen haben alle fünf Bürgermeister des Albtals zwischen Ettlingen und Bad Herrenalb den Antrag auf Sperrung unterzeichnet, der jetzt vom Landratsamt geprüft wird. Alle Beteiligten gehen von einem positiven Bescheid aus, nur um Einzelheiten wird noch gerungen.

Eigentlich wollte ich die Sperrung am Tag "Mobil ohne Auto" erreichen, aber das scheiterte am Einspruch von Marxzell, weil dann mehrere Vereinsfeste stattfinden. So mußten wir auf den Tag ausweichen, an dem kein anderes Fest sein wird - eben mitten in den Ferien. Aber nach den bisherigen Reaktionen von allen, die davon hörten, bin ich überzeugt, daß trotzdem viele Leute kommen werden, um das zu erleben. An diesem Tag können Radfahrer und Fußgänger die Straße von Ettlingen bis Bad Herrenalb benutzen, ohne von Autos gestört zu werden. Dazu sind zahlreiche Attraktionen geplant, die möglichst viele Menschen anziehen sollen, damit die Sperrung auch gerechtfertigt ist.

Ich habe zwar die Veranstaltung angestoßen, aber für den VCD allein ist die Organisation in einer solchen Dimension natürlich nicht möglich. So wurde von Anfang an darauf geachtet, daß die offiziellen Stellen dieses Anliegen zu dem ihrigen machen. Regierungspräsidentin Gerlinde Hämmerle wird die Schirmherrschaft übernehmen, die Gemeinden haben zugesagt, für die Durchführung zu sorgen. Vor allem Ettlingen und Bad Herrenalb sind sehr stark engagiert. Bei den drei anderen Gemeinden Marxzell, Waldbronn und Karlsbad gibt es das Problem, daß die eigentlichen Ortszentren auf den Hügeln liegen. Aber auch hier werden hoffentlich viele Vereine und vielleicht auch Einzelpersonen den Weg ins Tal an die Straße finden, um den Passanten etwas zu bieten.

Ein Vorbild für die Aktion ist der älteste autofreie Erlebnistag an der "Deutschen Weinstraße". Dabei wird seit über zehn Jahren die Weinstraße in der Pfalz von Kirchheim bis Schweigen auf 70 km für den Autoverkehr gesperrt. Dann sind meist über 300.000 Besucher mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs. Die ganze Strecke ist ein einziger Wein- und Würstchen-Stand. Dazu werden diverse Attraktionen geboten. Termin in diesem Jahr ist der 31. August (wer dorthin will: siehe "Weitere Termine").

Beim autofreien Albtal sollen zusätzlich die hiesigen Stärken betont werden, insbesondere die Natur und der Umweltschutz dürfen nicht zu kurz kommen.

Jetzt werden noch Leute gesucht, die die Veranstaltung zu einem Erfolg führen wollen - durch einen eigenen Beitrag. Egal, ob es nun eine Führung durch die Wässerwiesen des Albtals ist, oder Kutschenfahrten angeboten werden oder vieles andere - es muß nur etwas sein, was die Besucher eben ohne Auto unterhält.

Laut Bericht 37 des Umwelt- und Prognose-Instituts Heidelberg gibt es generell bei der Neueinführung eines autofreien Tages zunächst Bedenken unter den Verantwortlichen und den Anwohnern. Es ist nur schwer vorstellbar, daß ein solcher Tag eine touristische Attraktion für die ganze Region wird. Viele befürchten ein gigantisches Verkehrschaos, daß sich viele Autofahrer nicht an die Sperrung halten oder daß wirtschaftliche Einbußen in der Gastronomie entstehen. Diese Bedenken verstummen erst, wenn sich die Skeptiker einen autofreien Sonntag angesehen haben. Wenn ein solcher Tag einmal durchgeführt wurde, wurde er bisher ausnahmslos immer in den folgenden Jahren wiederholt. Bisher gibt es bundesweit etwa 20 autofreie Straßen oder Täler, von denen sich ein Großteil in Rheinland-Pfalz befindet; denn sobald sich jemand den Erlebnistag Deutsche Weinstraße ansah, wollte er entsprechendes auch bei sich realisieren - und genau so ist es mir auch ergangen.

Johannes Honné

Radtour zu Denkmalen

Am 14.9. findet wieder der europaweite "Tag des offenen Denkmals" statt, mit Führungen in Denkmalen, die sonst nicht zu besichtigen sind. Diesmal werden im Landkreis Karlsruhe Sehenswürdigkeiten zwischen Ettlingen und Frauenalb zum Thema "Frühe Industrialisierung im Albtal" geöffnet: Die Buhlsche Papiermühle und die Spinnerei in Ettlingen, die Kochmühle in Etzenrot, die Spinnerei in Neurod und Keller unter der Ruine Frauenalb. Zu diesem Anlaß veranstalten wir wieder eine Radtour. Abfahrt ist um 9:15 Uhr vor dem Karlsruher Schloß, ein Zustoßen ist auch noch in Ettlingen um 10 Uhr bei der Buhlschen Papiermühle (Pforzheimer Straße hinter der Luisenstraße) möglich.

Mit der Stadtbahn sind die Denkmale von der Haltestelle Albgaubad zu erreichen.

Johannes Honné

Radeln ohne Grenzen

Der grenzüberschreitende Radwandertag am 14.9. beginnt um 10:30 Uhr mit der Eröffnung durch die Schirmherren Daniel Hoeffel, Präsident des elsässischen Generalrats und Ministerpräsident Kurt Beck zwischen dem elsässische Scheibenhard und dem deutschen Scheibenhardt.

Zwischen Lauterbourg, Wissembourg und Bundenthal-Rumbach im Pfälzer Wald sind entlang der Radwanderwege beiderseits der Grenze Aktionen und Veranstaltungen geplant: So wird z.B. auf dem Segelflughafen Schweighofen/ Altenstadt eine Fahrradausstellung gezeigt, in Salmbach präsentieren Kunstradfahrer ihr Können und Forstleute Informationen.

Anfahrt per Bahn über Winden nach Wissembourg oder über Landau nach Bundenthal-Rumbach, evtl. fahren auch Sonderzüge von Wörth nach Lauterbourg auf der derzeit stillgelegten Strecke (Info ( 62 25 26 ab 10.9. und Tagespresse)

Johannes Meister

VCD-Landesverband wird 10 Jahre alt

Am 12. September 1987 wurde in Stuttgart der VCD-Landesverband Baden-Württemberg e.V. gegründet. Anläßlich dieses Jubiläums lädt er am Sonntag, den 28. September 1997 alle Interessierten mit Familie zu einer kleinen Feier ein.

Ab 13:15 Uhr gibt es im Bahnhof Maulbronn ein gemeinsames Essen, Rückblick auf 10 Jahre VCD-Landesverband, Gespräche mit Gründungsmitgliedern, Klosterführung und gemütliches Beisammensein. Das Ende ist offen.

Die Anfahrt ist um 12:05 ab Karlsruhe Hbf mit dem IR über Pforzheim nach Mühlacker oder um 12:05 mit S4 nach Bretten und von dort mit RE nach Mühlacker möglich. Von Mühlacker geht es mit dem VCD-Klosterstadtexpreß nach Maulbronn. Rückfahrmöglichkeiten gibt es um 16:43 und um 19:16 mit dem Klosterstadtexpreß.

Johannes Honné

Editorial

In Sachen öffentlicher Verkehr tut sich in Karlsruhe wieder mal einiges. Ende September werden neue Stadtbahnstrecken nach Wörth und Blankenloch eröffnet. Dadurch wird das vielgelobte Angebot des Karlsruher Verkehrsverbundes weiter verbessert, inzwischen sind weite Bereiche der Region ohne Auto erreichbar. Dennoch sollte man bei aller Begeisterung über diese sehr positive Entwicklung nicht übersehen, daß trotz des gut ausgebauten öffentlichen Verkehrs in Karlsruhe der Anteil des Autoverkehrs nicht wesentlich zurückgegangen ist. Was die Zahl der PKW pro Einwohner betrifft, liegt Karlsruhe sogar bundesweit nach München an zweiter Stelle. Dies macht deutlich, daß die Verbesserung des ÖV-Angebotes alleine (leider) zu keinen grundsätzlichen Veränderungen des Verkehrsgeschehens führt.

Vielleicht werden einige die fast schon gewohnten Artikel über Fahrplanänderungen und die neuen Stadtbahnstrecken in dieser Ausgabe des kreisfairkehr vermissen. In einem Rückblick auf die Themen aller 6-seitigen Ausgaben zeigte sich jedoch ein deutliches Übergewicht von Artikeln über den ÖPNV. Deswegen hoffen wir, daß wir durch die größere Berücksichtigung von Fahrrad- und allgemeinen Verkehrsthemen in dieser Ausgabe den Interessen aller Verkehrsteilnehmer entgegenkommen.

Johannes Honné, Michaela Müller

Mobil ohne Auto - Rück- und Ausblick

Dieses Jahr wurde "Mobil ohne Auto" in Karlsruhe ganz groß aufgezogen: am 14. und 15.6. wurde die Rheinhalbinsel Rappenwört inklusive Zufahrt für den Kfz-Verkehr gesperrt und stand damit ganz den Fußgängern und Radfahrern zur Verfügung. Auf dem großen Parkplatz fand ein Eltern/Kind-Zeltlager statt und an beiden Tagen luden Stände diverser Umweltgruppen und Umwelt-naher Firmen zur Information ein. Auch für Freizeitspaß war gesorgt.

Am Samstag machte uns das Wetter einen dicken Strich durch die Rechnung, und so kamen nur einige hundert Unentwegte. Aber am Sonntag hatten wir dann nach einer Schätzung der Polizei mindestens 6.000 Besucher beim Autofreien Wochenende Rappenwört. Damit waren eigentlich alle Mitwirkenden zufrieden, auch wenn man sich mehr hätte vorstellen können. Aber Rappenwört liegt eben weit außerhalb von Karlsruhe, und für die meisten ist es ein Tagesausflug dorthin. Außerdem war das Programm wesentlich kleiner, als noch einige Monate vorher geplant, weil zu wenige Gruppen bereit waren, bei der Veranstaltung mitzuwirken. Insbesondere die Gesamtorganisation blieb weitgehend an Herrn Riemer vom Umweltamt und - schon wesentlich weniger - an mir hängen. So kann ich als Fazit ziehen: Für den Anfang war es ganz ordentlich, aber falls im nächsten Jahr etwas ähnliches wieder auf die Beine gestellt werden soll, müßten sich wesentlich mehr Leute als dieses Jahr dabei engagieren. Einige Teilnehmer haben schon angeregt, auch nächstes Jahr wieder nach Rappenwört zu gehen.

Was möglich ist, darüber wollen wir beraten bei der Nachbesprechung für dieses Jahr, zugleich Vorbesprechung für den 21.6.1998 am Dienstag, den 16.9. um 19:30 Uhr im Umweltzentrum.

Johannes Honné

Fahrplaninformationen mit EFAwin

Bisher waren die aktuellen Fahrplaninformationen von DB und KVV nur über telefonische Anfrage oder über das Internet zu bekommen. Jetzt wurde eine neue Möglichkeit geschaffen für diejenigen, die einen Computer mit Modem, aber keinen Internetzugang haben: EFAwin. Dieses Programm wählt bei Aufruf den KVV-Rechner in Karlsruhe an und holt sich dort die aktuellen Fahrplandaten zu den gewünschten Verbindungen.

Bei der elektronischen Fahrplanauskunft muß man lediglich seinen Ausgangspunkt und sein Ziel eintippen und angeben, wann man frühestens abfahren oder spätestens ankommen will. Die gewünschte Verbindung erscheint in Sekundenschnelle auf dem Bildschirm - mit allen Umsteigebeziehungen. Wenn man den Namen der Haltestelle nicht genau weiß, kann man auch die öffentliche Einrichtung, die Sehenswürdigkeit oder das Hotel, das man ansteuern will, eingeben. Die richtige Haltestelle wird dann automatisch zugeordnet. Oder Sie kennen die genaue Schreibweise einer Haltestelle nicht - kein Problem. Außerdem kann man sich mit EFA einen Fahrplan von seiner Haltestelle ausdrucken lassen.

Die Elektronische Fahrplanauskunft enthält fast alle öffentlichen Verkehrsverbindungen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Dazu ist der gesamte Fernverkehr der Deutschen Bahn AG abgedeckt - einschließlich zahlreicher internationaler Züge. Die Informationen sind immer auf dem aktuellsten Stand - über Fahrplanwechsel hinweg und einschließlich Sonderzügen, weil das Programm immer beim KVV-Rechner anfragt.

EFAwin läuft unter Windows und braucht ein Modem oder eine ISDN-Karte. Es wird als CD-ROM für 19,80 DM bei den Kundenzentren des KVV verkauft oder bei 4 DM zusätzlichen Versandkosten gegen Rechnung verschickt vom KVV, Pf. 1140, 76001 Karlsruhe. Zusätzlich fallen beim Gebrauch die Telefonkosten an für die Verbindung zum Karlsruher Rechner.

Die VCD-Ortsgruppe Rastatt wird eine Mobilitätsberatung mit Internet, CD-ROM der Bahn und eben EFAwin im Rathaus-Foyer in Rastatt durchführen. Termin ist der 7.11. von 16-19 Uhr und 8.11. von 9-12 Uhr im Rahmen der Klimatage.

Johannes Honné

Karte ab 60 - ja und nein

Die SPD hat im Gemeinderat den Antrag gestellt, in Karlsruhe nach dem Vorbild des VRN (Verkehrsverbund Rhein-Neckar) eine "Karte ab 60" einzuführen. Dieser Antrag wurde an den Aufsichtsrat des KVV weitergegeben. Darin wurde gefordert, daß der KVV eine Jahreskarte für Menschen ab 60 für monatlich 50 DM herausgeben sollte. Die Karte wäre nur dann eingeführt worden, wenn mindestens 25.000 Stück verkauft werden könnten (wie das praktisch gehen soll, ist mir unklar).

Auf den ersten Blick sieht diese Sache sehr positiv aus: Für alte Menschen wird ein besonderes Bonbon angeboten, das insbesondere den weniger Betuchten mehr Mobilität ermöglicht. Aber auf den zweiten Blick kommen dann doch die Zweifel: Warum sollen Menschen, nur deshalb, weil sie mindestens 60 Jahre alt sind, von der Allgemeinheit stärker subventioniert werden als andere? Zumal viele noch arbeiten oder manche als Rentner ein gutes Auskommen haben. Da sollte man nicht nach Alter, sondern nach Bedürftigkeit auswählen, denn auch unter denen, die jünger als 60 sind, gibt es bestimmt viele, die ein günstigeres Angebot verdient hätten. Vor allem angesichts der gerade zum Teil stark erhöhten Preise für Schülerfahrkarten aufgrund von Zuschußkürzungen des Landes wäre die Karte ab 60 gerade zum jetzigen Zeitpunkt ein völlig falsches Signal. Ein anderer Aspekt sollte allerdings auch noch berücksichtigt werden: Durch einen günstigen Preis werden zusätzliche Fahrkarten verkauft an Leute, die bisher vielleicht nur sporadisch fuhren. So werden die Einnahmen des KVV erhöht und darüber könnte sich eine solche Karte dann wirtschaftlich wieder lohnen.

In der entscheidenden Aufsichtsratssitzung des KVV wurde der Vorschlag mehrheitlich aus den oben genannten Gründen abgelehnt. Direktor Ludwig will jetzt einen neuen Vorschlag mit einer Karte ab 63 unterbreiten. Dadurch steigt immerhin der Anteil der Rentner an den Berechtigten.

Johannes Honné

Wider die öffentliche Subventionierung von Tiefgaragen

Im Rahmen eines Konjunkturprogramms beabsichtigt die Stadt Karlsruhe eine Tiefgarage unter dem Gutenbergplatz zu bauen und will damit Arbeitsplätze schaffen.

Herzstück der 25 Millionen Konjunkturspritze, die die Stadt in den Doppelhaushalt 1997/1998 aufgenommen hat, soll der Bau einer Tiefgarage unter dem Gutenbergplatz sein. Das Projekt soll durchgeführt werden, so das Amtsblatt der Stadt Karlsruhe vom 13. Juni 1997, " ... um der örtlichen Wirtschaft und dem lokalen Arbeitsmarkt Impulse zu verleihen...". Dabei soll das Vorhaben kaum Folgekosten verursachen. Die folgenden Argumente werden von den Befürwortern immer wieder vorgebracht:
 

Das Bauwerk unter dem Gutenbergplatz wäre nicht die erste Tiefgarage in städtischem Besitz. Bereits jetzt reißt die Tiefgarage unter dem Festplatz ein dickes Loch in das städtische Geldsäckel. Kaufmännisch richtig gerechnet führen Tiefgaragen sehr wohl zu einer erheblichen Verschlechterung der finanziellen Lage der Stadt. Für das genannte Objekt unter dem Festplatz stehen gemäß Haushaltsplan Einnahmen von 0,34 Millionen DM Ausgaben von 2,45 Millionen DM gegenüber. Das jährliche Defizit von 2,1 Millionen DM muß vom Steuerzahler gestopft werden.

Private Bauherren bauen Tiefgaragen, weil sie aufgrund § 39 der Landesbauordnung dazu verpflichtet sind. In der Regel muß jede Wohnung - auch das kleinste Einzimmer-Appartement - mit mindestens einem Stellplatz ausgestattet sein.

Das Arbeitsplätze-Argument zieht ebenfalls nicht. Zugegeben, getreu der Lehre des englischen Ökonomen John Maynard Keynes ist es grundsätzlich möglich, mit durch Schulden finanzierten öffentlichen Ausgaben kurzfristig die Konjunktur anzuheizen. Diese Theorie ist jedoch in der Ökonomenzunft heftig umstritten. Es gibt viele, die diese Art Medizin für schlimmer halten als die Krankheit, die damit bekämpft werden soll. Abgesehen davon werden beim Bau von Tiefgaragen vergleichsweise wenig Arbeitskräfte benötigt. Das Geld zum Bau von Tiefgaragen wird vor allem für Baumaschinen sowie für den Abtransport und das Deponieren des Aushubs verbraucht.

<<Wenn schon nicht direkt durch den Bau selbst nennenswert Arbeitsplätze geschaffen werden, so doch aber indirekt, weil die umliegenden Geschäfte für Autofahrer leichter erreichbar und deshalb attraktiver werden>>. Auch diese Argumentation ist nicht stichhaltig. Die Stadt kann nur geben, was sie an anderer Stelle nimmt. Um der Geschäftswelt etwas Gutes zu tun wäre es allemal sinnvoller, die Gewerbesteuer zu senken und so die Gelder in den Unternehmen zu belassen, als Tiefgaragen zu bauen. Die einzelnen Unternehmen wissen besser als die Stadt, wie sie ihre Mittel effizient investieren können. Jedes Unternehmen muß für sich selbst entscheiden dürfen, ob es in Stellplätze, neue PCs oder in die Fortbildung der Mitarbeiter investiert. Zentrale Vorgaben durch die Stadt führen zu Arbeitsplätze vernichtender Verschwendung knapper Investitionsmittel.

<<Stellplätze sind doch meistens besetzt. Folglich muß die Stadt etwas gegen die Parkplatznot tun>>. So lautet das dritte der oben angeführten Argumente. Freilich, ist ein Stellplatz ohnehin vorhanden, haben es öffentliche Verkehrsmittel schwer. Die Alternative: Verzicht auf das Auto und Einsparung der mit ihm verbundenen Kosten steht dem Bürger nicht offen. Schließlich muß er seinen Stellplatz, sei es als Steuerzahler oder als Teil der Miete, sowieso bezahlen. Und der Stellplatz ist manchmal teurer als der Wagen, der drauf steht.

Trotzdem sind auch diejenigen ernst zu nehmen, die angesichts der Autoflut in der Errichtung von Stellplätzen eine unabwendbare Notwendigkeit sehen. In der Tat, unsere Städte sind zugeparkt. Die überall herumstehenden Autos sind für den Normalbürger das gestalterisch bestimmende Element des Stadtbildes schlechthin geworden. Der von parkenden Autos verbrauchte Raum ist weitaus größer als der für Fußgänger verbliebene. Zwar wäre es durchaus möglich, das wilde Parken zu verbieten oder wenigstens drastisch einzuschränken, aber: wohin dann mit den platzfressenden Karossen?

Hier wird deutlich, daß es nie darum gehen kann, den Bau von Stellplätzen - und das heißt in der Innenstadt eben Tiefgaragen - zu verteufeln. Vielmehr sollte der Bau von Stellplätzen genauso behandelt werden wie andere Bauvorhaben - etwa Wohn- oder Geschäftsgebäude - auch: Sie sind vom Bauordnungsamt zu genehmigen, sofern dem baurechtlich nichts im Wege steht.

Gefordert wird hier also der Mut zur marktwirtschaftlichen Lösung. Das Parken auf öffentlichen Flächen sollte schrittweise drastisch beschränkt werden. Dennoch sollen keine steuerfinanzierten Parkplätze errichtet werden. Vielmehr ist der Bau von Stellplätzen im Regelfall privaten Investoren zu überlassen. Diese würden nicht mehr Stellplätze bauen, als sich kostendeckend verkaufen oder vermieten lassen. Der versteckten Subventionierung des Autoverkehrs über steuerfinanzierte Stellplätze wäre damit ein Ende bereitet.

Unbestritten, es gibt für das Gemeinwesen lebenswichtige Aufgaben, die nur von der öffentlichen Hand aus Steuermitteln geleistet werden können. Dazu gehören Öffentliche Sicherheit oder die Beleuchtung öffentlicher Wege. Der Bau von Stellplätzen gehört keinesfalls dazu.

Claus Eisgruber

Radverkehr in Karlsruhes City

Um Karlsruhe fahrradfreundlicher zu machen, gibt es noch vieles zu tun. Zur Zeit sind vor allem die östliche Kaiserstraße, der Zirkel und die Ettlinger Straße in der Diskussion.

Bisher wollte die Stadt in der östlichen Kaiserstraße den Radverkehr auf der Nordseite entlang der Uni konzentrieren und dafür die bestehenden Parkplätze umwidmen. Damit sollte zum einen das Problem des zu schmalen Weges dort gelöst werden, der von Fußgängern und Radfahrern gemeinsam genutzt wird. Letztere in Richtung Westen durch Schilder dazu verpflichtet, in Richtung Osten aber illegal, weil der Weg nicht dafür freigegeben ist.

Zum anderen würde man auch das Problem auf der Südseite lösen, wo der Platz zum Überholen von Radlern nicht ausreicht, was zu Unmutsbekundungen seitens einiger Autofahrer führt. Die derzeitige gelbe Markierung sorgt immerhin dafür, daß Radler verstärkt links statt rechts der gestrichelten Linie fahren. Viele Radler fahren zu nahe an den Autos, was wegen sich öffnender Türen nicht nur sehr gefährlich ist, sondern im Falle eines Unfalles auch zur Mithaftung führt. Außerdem verführt es so Autofahrer dazu, mit viel zu geringem Abstand zu überholen. Für sicherheitsbewußte schnelle Radler ist der heutige Zustand eher von Vorteil, für langsame bleibt es kritisch.

Angedacht hatte man das Instrument der Fahrradstraße, das mit der anstehenden Novelle der StVO nun auch offiziell eingeführt wird. Die Gleisbauarbeiten in der Kaiserstraße, durch den der Kfz-Verkehr in Richtung Westen einige Wochen unterbrochen war und der auch Anlaß für die Neuordnung der Parkplätze war, wurden als erfolgreicher Probelauf bezeichnet. Soweit die Pläne der Stadtplaner, die ehedem eigentlich Konsens zwischen Stadtverwaltung, Gemeinderat und Radlerlobby waren.

Zur Überraschung aller, auch anderer städtischer Behörden, verwirklichte die städtische Polizeibehörde aber etwas völlig anderes. Den Raum für Radler auf dem bisherigen Weg auf der Nordseite hält sie für ausreichend, da ja nun die platzmindernden Parkuhren weggefallen sind. Nach einer Befragung der Anwohner stellte sich heraus, daß die Parkplätze für Anwohner nicht ausreichen und weiterer Bedarf besteht. (Wer hätte bei einer solchen Frage anderes erwartet...) Solche Parkplätze hat diese Behörde, die für das Aufstellen von Schildern direkt zuständig ist, nun Mitte August dort ausgewiesen.

Dabei konnten vor den Bauarbeiten die Parkplätze in dieser Straße nur sehr begrenzt von Anwohnern genutzt werden. Tagsüber war das Parken illegal oder teuer, nachts wurde der Parkraum meist sofort von Kneipenbesuchern belegt, so daß die Chance für Anwohner auf einen Platz nach Zählungen der Stadt sehr gering waren. Diese wenigen Plätze könnte man z.B. auch durch Ausweisung eines Anwohnerparkens auf der Südseite bereitstellen, wo nach Aufstellen eines Parkscheinautomaten ein Teil der Plätze z.Zt. ständig frei bleibt. Einige Vertreter des Gemeinderates, der ja für die Widmung von Straßenflächen zuständig ist (und so auch Parkplätze einziehen könnte), kündigten radfreundliche Initiativen an, so daß man gespannt sein darf, wie die weitere Entwicklung verlaufen wird.

Weniger kontrovers diskutiert werden weitere Planungen. So ist eine direkte Radführung vom Adenauerring in die Karl-Wilhelm-Straße vorgesehen. Angedacht sind auch Verbesserungen an der Radwegeführung in der Ettlinger Straße, wo der schmale Radweg Handlungsbedarf erzeugt. Direktere Führungen an großen Kreuzungen, einzelne Verbreiterungen und der Wegfall einiger Parkplätze, was durch die neue Tiefgarage möglich ist, gehören zum Maßnahmenkatalog. Die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen wird aber auch von der Haushaltslage abhängen.

Einige Planer und Politiker haben mittlerweile erkannt, daß schnelle Radler eigentlich generell viel besser und sicherer auf der Straße aufgehoben sind als auf den oft viel zu engen Radwegen, wo durch unachtsame Fußgänger und ab- und einbiegende Autofahrer sehr viele Gefahren lauern. Ganz auf Radwege verzichten mag man aber nicht, da sich gerade bei stärker befahrenen Straßen viele Radler nicht auf diese trauen und lieber auf den vermeintlich sicheren Rad- oder sogar Gehwegen bleiben. Vor allem für diese Nutzer ist die Verbesserung des Netzes weiterhin notwendig.

Konkret wird wohl auch die Umgestaltung des Zirkels. Die Renovierung der Unterführung Schloßplatz war ein erfolgreicher Probelauf, der zeigte, daß eine Spur je Fahrtrichtung ausreicht. Andere offene Fragen (Via triumphalis etc.) verzögerten aber eine Umsetzung. Flaschenhals im Verkehr sind ja zudem meist nicht die Strecken zwischendrin, sondern die Knotenpunkte. Und an beiden Enden des Zirkels behindern sich z.Zt. beide Fahrtrichtungen gegenseitig, weil sie nicht gemeinsam Grün erhalten können. Dies kann durch Zusammenfassung beider Ströme in der Unterführung verbessert werden. Der Zirkel wird nach neuestem Planungsstand zwar nicht gesperrt, aber auf Tempo 30 reduziert und somit unattraktiv für den Durchgangsverkehr. In der alten West-Ost-Richtung verbleibt eine durchgehende Fahrspur, in der Gegenrichtung wird er für Radler ganz, für Autos an den beiden Enden freigegeben. Mit anderen kleinen Maßnahmen wird somit die Durchlässigkeit für Radler zwischen Kaiserstraße und Schloß verbessert und für Autofahrer entfallen auch einige Umwege, was sich verkehrsreduzierend bemerkbar machen wird. Da fast nur mit Schildern und Markierungen gearbeitet wird, ist die Maßnahme auch recht preiswert und bei Bedarf verbesserbar.

Heiko Jacobs

An alle, die an Verkehrsthemen Interesse haben

Hier könnte ein Bericht über den Verkehr (und alles was damit zu tun hat) in Ihrer Umgebung stehen. Wir möchten hiermit alle Leser und Leserinnen des kreisfairkehr einladen, über das zu berichten, worüber sie sich Gedanken gemacht haben.

Die Redaktion freut sich jederzeit über Beiträge und Anregungen.

Michaela Müller, Johannes Honné

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