VCD Karlsruhe kfk-Archiv

kreisfairkehr Frühjahr 1999

Inhalt

10 Jahre VCD in Karlsruhe
Internet-Seite des VCD Karlsruhe
Arbeitskreis Fahrrad
KVV hat "bestes Angebot"
Flächennutzungsplan
Bei Schweiz-Fahrten
Aus dem Landesverband
Jahreshauptversammlung
U-Bahn in Karlsruhe
Alles Müsser
Parkgebühren
"Karlsruhe mobil"
 

10 Jahre VCD in Karlsruhe

Aus der AG Verkehr der BUZO entwickelte sich vor zehn Jahren die Initiative zur Gründung eines VCD- Kreisverbands Karlsruhe. Die Aktiven von damals können heute auf eine bewegte Geschichte des VCD, auf Erfolge und auf noch unerledigtes zurückschauen.

Als der Kreisverband Karlsruhe des VCD im Herbst 1988 gegründet wurde, gab es hier bereits seit 10 Jahren einen Arbeitskreis, der sich mit Umwelt und Verkehr beschäftigte. Als 1986 nach dem Vorbild des Schweizer VCS der Bundesverband des VCD gegründet wurde, beschloss man im Arbeitskreis Verkehr, sich als "Geburtshelfer" zu betätigen und in Karlsruhe einen Kreisverband des VCD ins Leben zu rufen. 1988 war es dann soweit und die Interessierten kamen zur Gründungsversammlung in großer Zahl, was dazu führte, dass für die Vorstandsämter jeweils mehrere Interessierte kandidierten - sogar für das normalerweise eher unbeliebte Amt des Kassenwarts!

Die in der Begeisterung der Anfangszeit bei einigen vorhandene heimliche Hoffnung, man könne schon mit VCD-Info-Ständen auf dem Marktplatz die (Auto-) Welt verändern, erfüllte sich leider doch nicht so schnell. Deshalb begann man bald, sich in Arbeitsgruppen mit konkreten Themen zu befassen. Dabei bildete sich nach einiger Zeit eine Zweiteilung der VCD-Aktiven in "Profis" und "Laien" heraus:

Die "Profis" waren beruflich Verkehrsplaner oder Wirtschaftswissenschaftler und betrieben die Arbeit im VCD auf hohem fachlichen Niveau. Sie beschäftigten sich in Arbeitsgruppen unter anderem mit dem Innenstadt-Verkehrskonzept, der Radfahr-City-Route, der U-Strab, der Nordtangente und mit Stadtbahnerweiterungen in der Region. Die Arbeit führte zu einigen Erfolgen: Das Innenstadt-Verkehrskonzept des VCD fand beispielsweise bei den Parteien und bei der Stadtverwaltung Zustimmung und wurde in den letzten Jahren in großen Teilen umgesetzt: Die Lammstraße und die Ritterstraße sowie die westliche Erbprinzenstraße sind inzwischen für den Autoverkehr gesperrt und der Auto-Durchgangsverkehr vom Zirkel wurde in die Schlossplatzunterführung verlagert. Die vom VCD ebenfalls angestrebte und unbedingt notwendige Sperrung der nördlichen Karlstraße in Höhe des Europaplatzes fehlt leider noch; hier gibt es also für den VCD noch etwas zu tun.

Neben den "Profis" gab es bei den VCD-Aktiven die "Laien", die sich weniger mit fachlich hochwertigen Verkehrskonzepten beschäftigten, sondern mehr damit, dass umweltfreundlicher Verkehr und die Mitgliedschaft im VCD auch Spaß machen sollte. Als einer der "Profis" dieses etwas abwertend als "Sozial-Klimbim" bezeichnete, gründete sich sogleich eine Arbeitsgruppe "Sozial-Klimbim". Sie organisierte öffentliche Radtouren, Infostände, Straßenbahn-Sonderfahrten, und Weihnachtsfeiern.

Im Rückblick kann man sagen, dass die Aktivitäten der "Profis" und der "Laien" gleichermaßen wichtig für den Verein waren und sich gut ergänzten. Ernsthafte Meinungsverschiedenheiten gab es im Karlsruher VCD nicht. Verschont blieben wir glücklicherweise auch vom Grundsatzstreit zwischen "Realos" und "Fundis", der in anderen VCD-Untergliederungen zeitweise sehr heftig tobte. Mittlerweile ist aber auch dort Ruhe eingekehrt.

Motivation und neue Ideen holten sich die VCD-Aktiven bei den jährlich stattfindenden Strategie-Seminaren. Dort wurde mehrere Tage ernsthaft gearbeitet, mit professionellen Moderations- und Ideenfindungs-Techniken. Aber auch für Spiele und Wanderungen war genug Zeit. Leider haben solche Seminare seit einigen Jahren mangels ausreichender Beteiligung nicht mehr stattgefunden.

Die zunächst vernachlässigte Ausdehnung in die Region wurde mit der Gründung von Ortsgruppen in Rastatt / Baden-Baden und Bruchsal eingeleitet. Trotzdem sind in den letzten Jahren mehr aktive Mitglieder weggegangen als Neue hinzukamen. Ausgeschieden sind die früher Aktiven nicht, weil sie mit dem VCD unzufrieden waren, sondern aus verschiedenen persönlichen Gründen: Einige beendeten ihr Studium und wechselten den Wohnort, andere bekamen Kinder und hatten dann familiäre Verpflichtungen, einige engagierten sich stärker im Beruf. Der Rückgang der Aktiven ist aber auch die Folge einer allgemeinen Tendenz, unter der auch andere Umwelt-Vereine leiden: Man ist es leid, immer wieder mit Umweltproblemen konfrontiert zu werden und deshalb ein schlechtes Gewissen zu haben. Stattdessen will man sich lieber vergnügen und konsumieren. Für den VCD ist es deshalb ganz wichtig, den Bürgern nicht zu sehr mit erhobenem Zeigefinger gegenüberzutreten und zu sagen "du böser Autofahrer schädigst die Umwelt". So etwas hört niemand gerne und es motiviert auch nicht besonders dazu, sein Verhalten zu ändern. Besser ist es, die positiven Seiten eines umweltfreundlichen Verkehrsverhaltens hervorzuheben: Sauberere Luft, weniger Lärm, mehr Sicherheit, weniger Stress, mehr Freude und Lebensqualität! In diesem Sinne wünsche ich dem VCD weitere 10 Jahre erfolgreichen Wirkens!

Wolfgang Melchert, Gründungsmitglied
 

Neue Internet-Seite

Seit kurzem hat unser Kreisverband wieder eine eigene Homepage im Internet. Dort können sich Interessierte über die aktuellen verkehrspolitischen Themen in Karlsruhe informieren und die Stellungnahmen des VCD nachlesen. Hier stehen auch die Dinge, die im kreisfairkehr aus Platzmangel nicht untergebracht werden können.

Neben den Presseerklärungen und anderen Veröffentlichungen des Kreisverbands ist auch der "kreisfairkehr" mit den Ausgaben seit 1997 vertreten. Wie es sich für eine gute Homepage gehört, gibt es auch Links auf andere Web-Auftritte mit verkehrspolitischem Inhalt und natürlich auf Fahrplanauskünfte.

Die Adresse: www.vcd.org/karlsruhe (mit kleingeschriebenem "karlsruhe"!)

Und die email-Adresse ist einfacher geworden: karlsruhe@vcd.org
 

Arbeitskreis Fahrrad

Es gibt wieder einen AK Fahrrad, in dem Aktive von ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrradclub) und VCD, aber auch andere Interessierte sich zum Thema "Fahrrad in Karlsruhe" austauschen. Treffen ist immer am ersten Donnerstag im Monat um 20 Uhr im Umweltzentrum, in das demnächst auch der ADFC umziehen will. So kann die Zusammenarbeit jetzt noch besser koordiniert werden als bisher.

Beim ersten Treffen im Februar ging es unter anderem um die fast unsichtbare Wegweisung an der Alb, Forderungen von VCD und ADFC zum Haushaltsposten "Verbesserung von Radwegen" (siehe Internet), Sperrung der Cityroute durch die IHK-Baustelle und das nächste Radlerforum (regelmäßiges Treffen von Fahrradverbänden, Stadtverwaltung und Gemeinderatsmitgliedern).

Johannes Honné
 

KVV hat „bestes Angebot"

Der KVV hat im Wettbewerb des VCD-Bundesverbands "Königliche Verhältnisse in Bus und Bahn" den ersten Platz in der wichtigsten Kategorie "Angebot" errungen. Damit wurde der KVV dafür ausgezeichnet, dass die Stadtbahnen eine Verknüpfung aus der Region von den Bahngleisen in das Straßenbahnnetz umsteigefrei bis in die Fußgängerzone gewährleisten. Herzlichen Glückwunsch!

Doch selbst im KVV ist noch einiges zu verbessern. So sollte die S3, die derzeit im Hauptbahnhof endet, besser über eine zusätzliche Rampe und durch die Karlstraße an die Fußgängerzone angebunden werden. Bei der Infrastruktur innerhalb der Stadt ist es etwa die Bahnsteighöhe, die immer noch ein ebenerdiges Ein- und Aussteigen sogar bei Niederflurbahnen verhindert - die Stadt lehnt die Erhöhung mancher Bahnsteige aus "stadtgestalterischen" Gründen ab.

Auch die Information der Fahrgäste an den Haltestellen sowie in den Bussen und Bahnen ist noch ausbaufähig. Hier wird die bevorstehende Einführung des Betriebsleitsystems neue Möglichkeiten eröffnen. Zum Beispiel kann dann an wichtigen Haltestellen eine Infotafel aufgestellt werden, an der die tatsächliche (nicht nur die fahrplanmäßige) Abfahrt der nächsten Bahnen angezeigt wird (ein Leserbrief dazu steht im Internet).

Übrigens ist der Chef des KVV, Herr Ludwig schwer erkrankt. Wir wünschen ihm auf diesem Wege gute Besserung!

Johannes Honné
 

Flächennutzungsplan

Aufmerksamen Beobachtern wird es im Anbetracht der Gemeindratsdiskussion um die 2. Rheinbrücke und die Gewerbegebiete Knielingen nicht entgangen sein: Der Fächennutzungsplan 2010 des Nachbarschaftsverbandes Karlsruhe wird neu aufgestellt. Der kreisfairkehr wird darüber in der nächsten Ausgabe berichten. Zum Aufstellungsverfahren gehört auch eine öffentliche Auslegung in den beteiligten Gemeinden. Termine stehen noch nicht fest, aber es wird wohl in naher Zukunft stattfinden. Daher sollten daran Interessierte die amtlichen Mitteilungen in den Zeitungen verfolgen, denn der FNP wird die Entwicklung von Karlsruhe für ein bis zwei Jahrzehnte beeinflussen.

Heiko Jacobs
 

Bei Schweiz-Fahrten

Der VCD-Kreisverband Konstanz besitzt 2 Generalabonnements der SBB, die er zum Preis von 30 DM/Tag an VCD-Mitglieder vermietet. Damit können Sie zu Bahn, Schiff und Bus die gesamte Schweiz bereisen. Info: 07531/15164.
 

VCD-Landesverband

Der Landesverband hat inzwischen einen "landespolitischen Arbeitskreis" gegründet, in dem die landesweit interessierenden Themen behandelt werden sollen. In der ersten Sitzung ging es um Stuttgart 21 (der kreisfairkehr berichtete) und um die bevorstehende Kürzung von Interregios (damit werden wir uns in der nächsten Ausgabe befassen).

In der nächsten Sitzung (der Termin steht noch nicht fest), soll es unter anderem um die Umsetzung der Fahrrad-Novelle der StVO und wahrscheinlich auch wieder um öffentlichen Verkehr gehen. Interessierte können sich im VCD-Büro melden; sie erhalten dann die Einladung zum nächsten Treffen.

Johannes Honné
 

Jobbörse

Für die Besetzung von Messeständen des VCD-Landesverbandes Baden-Württemberg sucht unser Messeteam noch Verstärkung. Die Bezahlung liegt im VCD-LV-üblichen Rahmen, organisatorische Spesen werden ersetzt, Einsätze erfolgen nach Absprache.

Wer nicht kontaktscheu ist, das eine oder andere Wochenende zur Verfügung hat und sich dabei noch ein paar DM dazu verdienen möchte, kann sich bei der Messekoordinatorin Annette Ungureanu, 0721 / 9 37 94 89 melden. Eine Einarbeitung ist selbstverständlich.
 

Mitgliederversammlung des VCD-Kreisverbands Karlsruhe

Liebe Mitglieder, liebe Freundinnen und Freunde des VCD!

Am Dienstag, den 20. April 1999 findet ab 20.00 Uhr unsere diesjährige Jahreshauptversammlung in der Gaststätte "Zum kleinen Ketterer" in der Adlerstraße 34 (am Lidellplatz) statt. Dazu laden wir sehr herzlich ein.

Tagesordnung

0) Begrüßung
1) Diavortrag mit anschließender Diskussion zum Thema "Sanfter Tourismus"
2) Wahl der Versammlungsleitung
3) Rechenschaftsbericht des Vorstandes
4) Kassenbericht 1998 und Bericht der KassenprüferInnen
5) Entlastung des Vorstands
6) Satzungsanträge zu §§ 1-11
7) Wahl der Delegierten für die Landesdelegiertenkonferenz und Vorschlag der Delegierten für die Bundesdelegiertenkonferenz
8) Haushaltsplan 1999, laufende und geplante Projekte
9) nicht-satzungsrelevante Anträge
10) Verschiedenes
 

Anträge zur Jahreshauptversammlung können schriftlich bis spätestens 6. April 1999 beim Vorstand eingereicht werden.

Zu Beginn der Mitgliederversammlung wollen wir einen kleinen (!) Diavortrag über Beispiele von 'sanftem Tourismus' präsentieren. Anhand der Angebote von "fairreisen" wird erklärt, was das Besondere an Reisen des "sanften Tourismus" ist und unter welchen Aspekten die Reiseziele ausgesucht werden. Unter dem Titel "fairreisen" bietet der VCD-Landesverband Bayern seit sechs Jahren ausgewählte Gruppen- und Familienreisen an, deren Ziel es ist, umweltbewusstes Reisen zu fördern. fairreisen bemüht sich, ganz verschiedene Bedürfnisse anzusprechen. Es gibt Angebote für Wanderer, RadfahrerInnen, Eisenbahnfreunde, NaturliebhaberInnen und kulturell Interessierte. Reiseziele sind Südtirol, die Cottischen Alpen, die Ostsee sowie Bayerischer und Böhmerwald.

In dem Vortrag soll es aber nicht nur um eine Werbeveranstaltung für fairreisen gehen. Wir wollen das Thema Reisen/Touristik und dessen Auswirkungen auf Ökologie und Umwelt allgemein beleuchten und diskutieren. Hier ist sicherlich Stoff für kontroverse Streitgespräche, auf die wir sehr gespannt sein dürfen.

Geplant ist weiter, dass die Initiatorin von fairreisen, Heike Aghte, an diesem Abend per Telefon Fragen beantworten und sich bei Bedarf auch durch's "Händi" an der Diskussion beteiligen kann. Im Sinne von "Verkehr vermeiden" kommt Frau Aghte nicht persönlich den weiten Weg aus Bayern nach Karlsruhe; der telefonische Kontakt soll diesen Aufwand überflüssig machen.

Wir freuen uns auf eine rege Beteiligung unserer Mitglieder (und interessierten Nicht-Mitglieder) und auf anregende Diskussionen.

Ihre Michaela Müller (Vorsitzende)
 

U-Bahn für Karlsruhe ist wieder in der Diskussion

Immer lauter wird die Forderung nach einer unterirdischen Führung aller Linien in der Kaiserstraße. Das Flanieren soll dort ohne Störung möglich sein. Aber wird dadurch das Straßenbahnnetz verbessert? Wem bringt das etwas und ist das wirklich realistisch?

Arbeitskreis ÖV beendet

Wir haben bereits über den Arbeitskreis zur Findung kurzfristiger Lösungsmöglichkeiten für weniger Bahnen in der Kaiserstraße berichtet. Die fast einstimmig verabschiedete Abschlusserklärung besagt, dass die Verkehrsbetriebe bereits alles veranlasst haben, was ohne Neubau von Schienen möglich ist (Text auf der VCD-Internet-Seite). Interessierte Kreise erwecken jetzt den Eindruck, als ob das Ergebnis so zu deuten sei, dass nur noch eine U-Bahn unter der Kaiserstraße helfen würde, weil der Arbeitskreis keine andere Lösung gefunden hätte. Dabei war das überhaupt nicht dessen Aufgabe, weil es nach dem Auftrag des Oberbürgermeisters ausschließlich um kurzfristige Maßnahmen ging.

Alles soll unter die Erde

Jedenfalls wird jetzt vor allem vom OB die Idee hochgehalten, dass alle Bahnen unter die Erde müssen, weil nur dadurch die Kaiserstraße zur echten Flaniermeile wird. Dazu eine persönliche Bemerkung: Als ich vor Jahren zum ersten Mal nach Karlsruhe kam, dachte ich: "Sind die altmodisch, mit Straßenbahnen mitten durch die Fußgängerzone, wo doch alle fortschrittlichen Städte längst U-Bahnen gebaut haben." Aber je länger ich mit dieser Situation zu tun hatte, um so mehr habe ich die Vorteile schätzen gelernt: Man sieht bei der Einfahrt in die Innenstadt, wo man ist, steigt aus und ist unmittelbar in der Einkaufsmeile ohne Treppensteigen.

Keine Erweiterung der Kapazität

Und vom Karlsruher 10-Minuten-Takt können andere Städte nur träumen. München rüstet gerade seine Hauptstrecke unter dem Stachus mit neuester Elektronik aus, damit demnächst 33 Bahnen pro Stunde und Richtung fahren können. Bei uns fahren auf der Strecke Marktplatz - Kronenplatz laut Fahrplan 45 Bahnen pro Stunde! Und da sind noch keine Einsatzwagen, keine Fahrschule, Schleifwagen und all das andere berücksichtigt, was da noch fährt. Der Grund für diese Differenz liegt darin, dass hier "auf Sicht" gefahren wird, unterirdisch aber das vorgeschriebene Leitsystem größere Abstände zwischen den Bahnen erfordert. An den Zahlen wird deutlich, dass die bisherige Bedienung nicht erhalten bleiben kann, wenn die Bahnen in einen Tunnel gelegt werden. Zusätzliche Schwierigkeiten gibt es dadurch, dass unterirdisch nach deutschem Recht keine Kreuzungen erlaubt sind. Deshalb müssen entweder kreuzungsfreie Riesen-Bauwerke errichtet werden, oder Herr Ludwig bekommt nach harten Verhandlungen mit der Bundesregierung eine Ausnahmegenehmigung. Aber auch die Kreuzungen brauchen zusätzliche Zeit, die wieder zu weniger Durchsatz führt.

Aber warum sollte die "alte" U-Strab gebaut werden? Nicht nur, um die Fußgängerzone zur Hauptverkehrszeit zu entlasten, sondern auch um die Kapazität der Kaiserstraße zu erhöhen, so dass mehr Bahnen aus der Region ohne Umsteigen ins Zentrum gebracht werden konnten - bei den neuen Planungen wäre das Gegenteil der Fall! Einzige Abhilfe wären je 2 Tunnelstrecken pro Richtung, aber wer soll das bezahlen?

Was wäre denkbar ?

Nun zu den Abzweigungen im einzelnen: Am Marktplatz geht es darum, ob eine kreuzungsfreie Anbindung der Südtrasse realisiert wird - mit hohen Kosten und extremer Tieflage eines Bahnsteigs - oder die bisherige Abzweigung unter die Erde gelegt wird - zumindest bisher ist das rechtlich nicht möglich. Am Europaplatz Richtung Karlstraße und am Kronenplatz Richtung Fritz-Erler-Straße käme entweder eine oberirdische Abbiegung in Frage. Wenn die "eigentliche" Fußgängerzone StraBa-frei werden soll, hieße das, die Bahnen aus der Karlstraße können nur noch nach Westen abbiegen, (die Führung der Linie 4 wäre nicht mehr möglich) und von der Fritz-Erler-Straße wäre nur eine Weiterfahrt in Richtung Osten möglich (die Linie 3 ist dann so nicht mehr möglich). An beiden Stellen wäre jeweils aber auch eine unterirdische Abzweigung möglich - mit den Konsequenzen wie am Marktplatz.

Ein weiteres Problem ist das Umsteigen: Wenn alle Bahnen unterirdisch fahren, dann wird das Umsteigen zwischen verschiedenen Bahnsteigen deutlich erschwert: Wer etwa aus Osten zum Marktplatz kommt und in die S1 umsteigen will, darf eben unterirdisch nicht mehr wie heute die Gleise einfach überqueren, sondern dann ist erst einmal ein Marsch nach oben, Querung, und wieder ein Abstieg nötig. Natürlich wird es dafür Rolltreppen geben, aber so einfach wie heute kann es eben niemals sein.

Was wird besser?

Zunächst könnte man meinen, die U-Bahn würde einen Zeitvorteil für die Fahrgäste bringen. Im Prinzip stimmt das auch, vor allem wenn man die gesamte Innenstadt durchqueren will. Da die meisten Fahrgäste aber in der Fußgängerzone ein- oder aussteigen, halbiert sich der Zeitgewinn bereits. Ein weiterer Anteil geht durch den Auf- und Abstieg innerhalb der Haltestelle und die längeren Zugangswege verloren, weil man nur an wenigen Stellen den Haltestellenbereich verlassen kann und weil - wie bei der U-Strab geplant - die Haltestelle Herrenstraße entfällt. So marginalisiert sich der Zeitvorteil.

Ein Vorteil der U-Bahn soll nicht verschwiegen werden: Die Haltestellen in der City wären dann endlich überdacht - es müsste niemand mehr in Regen und Kälte auf die Bahn warten. Aber das ginge anders deutlich billiger.

Wer soll das bezahlen?

Nun zur Finanzierung: Der Tunnel würde in einer Größenordnung von 1 Milliarde Mark liegen, je nach Zahl der unterirdischen Abzweige und deren Bauart. 15 % davon wären von Karlsruhe zu tragen - in einer Zeit der knappen Kassen eine Riesensumme, 85 % würde der Bund übernehmen - dafür sind Gelder vorhanden. Aber würde dieser Tunnel den Elchtest bestehen, an dem die Trasse Kriegsstraße gescheitert ist - würde die Standardisierte Bewertung über 1 liegen? Daran haben Fachleute erhebliche Zweifel, denn wie bei der Kriegsstraße wäre das ÖPNV-Netz im Ganzen nach dem Bau nicht besser als heute.


Grafik: Heiko Jacobs


Wem nutzen die Planungen?

Fazit: Das Verlegen aller Bahnen unter die Erde hätte für die Fahrgäste den Vorteil, dass sie nicht mehr im Regen warten müssten, aber Nachteile durch die Führung im Tunnel. Besser würde es nur für diejenigen, die die Kaiserstraße dann etwas leichter überqueren können oder dort ungestört flanieren wollen. Aber sind für Ruhesuchende nicht die Bereiche neben der Kaiserstraße besser geeignet? Ist es richtig, dafür aus Steuergeldern und auf Kosten der Fahrgäste Riesenbeträge zu investieren?

Schaden die Planungen?

Jedenfalls haben jetzt die Verkehrsbetriebe die undankbare Aufgabe, die Vorgabe "Kaiserstraße straßenbahnfrei" zu planen. Und wieder wird - wie bei der U-Strab - lediglich auf 1 Pferd gesetzt. Und darin liegt das eigentliche Problem: Genauso, wie die unseligen Planungen für eine Nordtangente, die in absehbarer Zeit nicht kommen wird, alle anderen Maßnahmen zur Entlastung der geplagten Anwohner in Hagsfeld lähmen, so wird die neue U-Bahn wieder alle anderen Vorschläge blockieren. So wird eben weiterhin über unser "Liniennetz 2005" (übrigens auch im Internet zu finden) überhaupt nicht nachgedacht. Gleichzeitig werden möglicherweise Fakten geschaffen durch Bauten, die vorgeschlagene Alternativen unmöglich machen.

Johannes Honné
 

OB für Senkung der Parkgebühren

Mit einer Senkung der Parkgebühren möchte Herr Fenrich die Attraktivität Karlsruhes als Einkaufsstadt steigern. Er klagt über teure aber leerstehende Parkplätze in der City. Lobend hebt er die Stadt Frankfurt hervor, weil sie Parkgebühren gesenkt hat. Andererseits verpesten Parkplätze suchende Autofahrer die Luft und belästigen die Anwohner.

Die Argumente von Herrn Fenrich ziehen nicht. Karlsruhes Parkplätze sind keineswegs überteuert. Gerade 1,9 Mio. DM nimmt die Stadt laut Haushaltsplan jährlich an Parkgebühren ein. Diese Gelder werden allein schon von den Betriebsverlusten der städtischen Tiefgarage unter dem Festplatz vollständig aufgefressen. Parkplätze sind für die Stadt ein Verlustgeschäft. Dabei ist der dickste Kostenbestandteil, der enorme Flächenbedarf der parkenden Autoflotte, nicht einmal berücksichtigt.

Das Umherirren von Autos liegt keineswegs an der Höhe der Parkgebühren. Der "Markt für Parkraum" ist völlig unübersichtlich. Würde es grundsätzlich keine kostenlosen Parkplätze geben, dann würde auch niemand umherirren, um nach ihnen zu suchen. Die völlige Konzeptlosigkeit ist Schuld am Suchverkehr. Abhilfe schafft hier nur eine großflächige Parkraumbewirtschaftung für das gesamte Stadtgebiet.

Häufig leerstehende kostenpflichtige Parkplätze dürfen nicht einfach verbilligt werden. Vielmehr muss der private Wunsch nach Parkplätzen mit dem öffentlichen Interesse an Freiflächen für Grünanlagen, Spielplätzen, Geh- und Radwegen etc. abgewogen werden. An einem Parkplatz, der leer steht, besteht offensichtlich kein allzu großer Bedarf. Es liegt nahe, ihn aufzuheben und die freiwerdende Fläche anderweitig zu nutzen.

Unbestreitbar steigern Parkplätze die Attraktivität von Geschäften. Es ist auch völlig in Ordnung, wenn private Firmen Parkplätze errichten oder Parkgebühren erstatten, solange sie dieses freiwillig und mit eigenem Geld tun. Untragbar ist es jedoch, wenn die Stadt Parkplätze bereitstellt, die im privaten Firmeninteresse liegen. Vielmehr sollte sich die Stadt an der folgenden Richtschnur orientieren:

Dem marktwirtschaftlichen Prinzip, wonach ein knappes Gut einen angemessenen Preis hat, muss künftig auch bei Parkplätzen Rechnung getragen werden. Innerstädtischer Grund und Boden ist knapp und teuer. Deshalb dürfen Parkgebühren - der Preis des Parkplatzes - keinesfalls niedrig sein.

Claus Eisgruber
 

Alles Müsser

Eigentlich möchte man es ja gar nicht glauben: Wir sind ein Volk von Muss-Autofahrern. Fast täglich lässt sich in den Medien hören, sehen oder lesen, wer mit dem Auto unterwegs ist, der muss das auch. Selbst viele Politiker stellen es immer wieder mit Nachdruck fest. Erst kürzlich sagte der Vorsitzende unserer größten Gemeinderatsfraktion in seiner Haushaltsrede: "... dass uns auch diejenigen Mitbürgerinnen und Mitbürger ... willkommen sind, die aus den verschiedensten Gründen mit dem PKW fahren müssen." Nicht mit dem PKW fahren, nein - fahren müssen. Man muss annehmen, freiwillig fährt in diesem Land überhaupt niemand mit dem Auto. Gemeint ist hier natürlich nicht ein Installateur, der mit "Kloschüssel an Bord" auf dem Weg zum Kunden ist, der Handelsvertreter, Taxifahrer oder wer ohne zumutbare Bus- oder Bahnverbindung irgendwo auf dem Land lebt. Gemeint sind die vielen ganz normalen Alltagsmenschen, die morgens ihre Tasche schnappen, nach dem Schlüsselbund greifen, aus dem Haus gehen - und Auto fahren müssen. Die Tag für Tag die Straßen verstopfen, im Stau stecken und auch noch nach Parkplätzen suchen müssen. Und die schließlich als Anwohner verkehrsreicher Straßen durch den Bau immer neuer Entlastungsstraßen vom unzumutbaren Autoverkehr entlastet werden müssen. Dazu gehören dann auch solche, die an einkaufsgünstigen Tagen in riesigen Schlangen vor den Innenstadtparkhäusern stehen. Keiner, der das freiwillig macht. Nein, nein, alles Müsser! Einmal behutsam nach dem Muss gefragt, werden mitunter die verwegensten Gründe genannt. Auf das Thema Verkehrsmittelwahl und Alternativen angesprochen, folgt meistens nur Achselzucken, Unkenntnis, Gleichgültigkeit. Es ist eben allemal bequemer, nach Straßen, Brücken und Parkplätzen zu rufen als unsinnige Gewohnheiten zu ändern. Wozu auch, wenn man ja Auto fahren muss. Vielleicht aber können kostendeckende Parkgebühren und eine spürbare Benzinpreiserhöhung phantasieanregend wirken. Dann würde sich vermutlich schnell herausstellen, wer wirklich müssen muss, und wer eigentlich nur müssen möchte.

Uwe Haack
 

Karlsruhe mobil

Seit Mitte Dezember gibt es in Karlsruhe ein neues Anbebot, welches vom KVV, Stadtmobil und Smart entwickelt wurde: Alle BesitzerInnen von KVV-Jahreskarten, Studikarten, Scoolkarten oder der "Karte ab 60" können nun bei der Car-Sharing-Organisation Stadtmobil zu günstigeren Konditionen einsteigen. Ziel dieser Kooperation ist es, Busse und Bahnen und das Auto als Fortbewegungsmittel möglichst günstig und einfach miteinander kombinieren zu können, so dass für die NutzerInnen dieses Angebotes ein eigenes Auto nicht mehr nötig ist.

Die Besitzer der KVV-Karten sparen beim Einstieg bei Stadtmobil die Aufnahmegebühr in Höhe von 50 DM und die Einlage von 600 DM. Dafür zahlen sie einen etwas höheren Stundentarif als die Car-Sharing-Mitglieder ohne Jahreskarte.

Das Angebot wurde bis jetzt sehr gut angenommen. Stadtmobil hat rund 150 neue Mitglieder hinzugewonnen. Umgekehrt haben viele dieses Kooperationsangebot zum Anlaß genommen, sich eine Jahreskarte des KVV zuzulegen. Für Stadtmobil bedeutet die enge Kooperation mit dem KVV auch einen Prestigegewinn, für viele ist Car-sharing bei Stadtmobil jetzt vertrauenswürdiger, die anfängliche Skepsis (funktioniert das denn auch?) lässt sich jetzt leichter zerstreuen.

Auch ließ sich mit der Aktion der Bekanntheitsgrad von Stadtmobil steigern, was die Voraussetzung für dessen weiteres Wachstum und damit weiterer Verringerung von privaten PKW in der Stadt ist. Es wäre wünschenswert, wenn aus diesem Anlass viele KVV-Kunden auf das eigene Auto verzichten und dennoch mobil sind.

Der Part von Smart bestand darin, dass deren Initiative erst KVV und Stadtmobil zusammengebracht hat, verbunden mit einem Werbeeffekt für das Smart-Auto. Vorbild war Züri-Mobil aus Zürich.

Michaela Müller

VCD Karlsruhe kfk-Archiv