VCD Karlsruhe Inhalt dieser Ausgabe kfk-Archiv

Kopfzeile

Radverkehr 2000 in Karlsruhe

Im Vergleich zu anderen Städten hat Karlsruhe einiges für den Radverkehr getan. Ein umfassendes Radverkehrskonzept existiert jedoch bis heute nicht. Wie die jüngste Diskussion eines Radverkehrskonzepts im Gemeinderat gezeigt hat, ist die Bedeutung des Fahrrads als umweltfreundliches und stadtverträgliches Verkehrsmittel in Stadtpolitik und -verwaltung nicht mehr sonderlich hoch angesiedelt. Daher bestehen Aktionen der Stadt Karlsruhe meist nur aus einzelnen, räumlich begrenzten Verbesserungen. Nach wie vor werden dabei jedoch die Bedürfnisse der Radlerinnen und Radler den Belangen des Autoverkehrs untergeordnet.

Fahrradparken

In einigen Punkten der Radverkehrsförderung ist man vorbildlich, so bei den Fahrradständern ist des Tiefbauamts: Sowohl um die Fußgängerzone herum als auch in Wohngebieten werden seit Jahren sehr gute Fahrradständer installiert. Beschwerden über "wild" abgestellte Fahrräder in der Kaiserstraße werden durch Ausbau der Abstellmöglichkeiten für Fahrräder in den Seitenstraßen beantwortet. Das lässt hoffen, dass man bei Eröffnung der Postgalerie auch dort komfortabel und sicher sein Fahrrad abstellen kann? Auch der wohl bedeutentste Bike & Ride-Knoten im Stadtgebiet, der Karlsruher Hauptbahnhof, benötigt ein neues Abstellkonzept. Neben einer Fahrradstation mit einer sicheren, kostenpflichtigen Fahrradaufbewahrung und Service rund ums Rad sind hier auch weiterhin kostenlose Abstellanlagen notwendig. Es wird von der Stadt viel Geld für Parkhäuser und Parkleitsysteme ausgegeben, daher sollte eine angemessene finanzielle Unterstützung der Fahrradstation eine Selbstverständlichkeit sein, zumal sie zu einem wichtigen Bestandteil des Stadtmarketing- und Tourismuskonzepts werden kann.

Radwege

Gefährliche Radwege in der Rüppurrer Straße

In früheren Jahren sind in vielen Straßen Radwege zu Lasten der Gehwege angelegt worden. Zahlreiche Radfahrer fühlen sich sicher auf diesen Wegen, da man weit ab vom Autoverkehr fährt. Aber gerade aus dieser Separierung resultiert eine schlechtere Sichtbeziehung, die bewirkt, dass die Unfallgefahr an den Knotenpunkten drastisch ansteigt und selbst die unscheinbarste Grundstückszufahrt kann zu einer gefährlichen Unfallstelle werden. Straßenbegleitende Radwege suggerieren eine subjektive Sicherheit, die leider in der Realität nicht vorhanden ist.

Auch im Bundesverkehrsministerium hat man erkannt, dass Radwege gefährlich sind. Daher müssen seit 1.10.98 nur noch Radwege mit blauen Radwegschildern benutzt werden. Bis dahin hätten alle Radwege überprüft werden müssen und nur dort, wo eine Benutzungspflicht wegen besonderer Umstände zwingend geboten ist, hätten die blauen Schilder stehen bleiben dürfen. Unbeschilderte Radwege, sogenannte "andere Radwege", können weiterhin benutzt werden, aber der Benutzungszwang entfällt.

Das Amt für Bürgerservice hat diese Überprüfung bis heute nicht abgeschlossen. Außerdem beharrt es darauf, dass so mancher gefährliche Radweg, der nicht den heutigen Anforderungen genügt, weiterhin beschildert ist und folglich von Radfahrern, soweit zumutbar, benutzt werden muss. Der VCD fordert die Aufhebung der Radwegbenutzungspflicht, so dass schnelle Radfahrer legal und sicher auf der Fahrbahn fahren können.

Radfahrstreifen

Radfahrstreifen stellen eine Möglichkeit dar, Radfahrer sicher im Sichtfeld des Autoverkehrs zu führen. Ein sehr positives Beispiel sind hier Teile der Durlacher Allee. Radfahrer haben hier ein besseres subjektives Sicherheitsempfinden als im Mischverkehr auf der Fahrbahn. Es gibt noch zahlreiche Straßen, wo eine solche Lösung realisierbar wäre.

Aufgeweitete Radaufstellstreifen an Knotenpunkten

positiv: Aufgeweitete Radspur vor Fritz-Erler-Straße

Aufgeweitete Radaufstellstreifen sind eine sehr gute Möglichkeit, die Verkehrssicherheit an Knotenpunkten zu erhöhen, da sich Radfahrer sicherheitsfördernd im Blickfeld der Autofahrer platzieren können. Verwirklicht wurde dieses Mittel bereits an folgenden Knoten: Nürnberger Straße/Ettlinger Allee, Sophienstraße/Reinhold-Frank-Straße, Bahnhofstraße/Karlstraße, Markgrafenstraße/Fritz-Erler-Straße. Bei der Umgestaltung des Karlstors ist es versäumt worden, diese Sicherheitsmaßnahme zu realisieren.

Anforderungsampeln

Im Zuge der momentan laufenden Optimierung der Verkehrsabläufe für den Autoverkehr werden für Radfahrer neue Schikanen aufgebaut. So müssen Fußgänger und Radfahrer schon seit einiger Zeit am Mendelssohnplatz Knöpfchen drücken, um stadtauswärts über die Kriegsstraße zu kommen. Seit Neuestem wird auch der Radverkehr auf der Durlacher Allee bei der Einmündung des Weinwegs ausgebremst. Konnten Radfahrer bislang bei Grün den Weinweg mit maximal einem Zwischenstopp queren, so sind heute drei Stopps und zwei mal Drücken angesagt. Wir haben für solche radfahrerfeindliche Signalisierungen kein Verständnis. Mit Maßnamen wie diesen haben es die Verantwortlichen der Stadtverwaltung mitzuverantworten, dass die Verkehrsmoral sinkt. Wir haben deshalb den Abbau der Ampel über die Rechtsabbiegerspur aus dem Weinweg und Ersatz durch Radfurt und Zebrastreifen gefordert.

Baustellen

Wie weiter?
Baustelle in der Rüppurrer Straße

Da Versorgungsleitungen bevorzugt unter Geh- und Radwegen verlegt werden, sind dort besonders häufig Baustellen. Viele sind nicht nach den bestehenden Richtlinien eingerichtet: Oft fehlt eine sichere Führung des Fahrradverkehrs im Baustellenbereich; auch die erforderliche Absicherung von Abfahrten auf die Fahrbahn bzw. temporäre Geschwindigkeitsbeschränkungen, um Radfahrern ein sicheres Wechseln auf die Fahrbahn zu ermöglichen, werden vom Amt für Bürgerservice und Sicherheit (BuS) oft nicht angeordnet. BuS macht es sich einfach und hat sogar angekündigt, zukünftig wieder die zweifelhafte Beschilderung "Radfahrer absteigen" zu benutzen. Damit wird nicht nur eine Verschlechterung des Verkehrsklimas erreicht, dies ist auch nach den geltenden Vorschriften nur in wenigen Ausnahmen erlaubt. Auch bei Großbaustellen, wie 1999/2000 im Bereich des neuen IHK-Gebäudes oder zur Zeit am Stephanplatz, wird Radlern eine vernünftige verkehrssichere Führung verwehrt.

Jochen Geissel


VCD-Umfrage
Erläuterungen zur VCD-Umfrage
Radverkehr 2000 in Karlsruhe
Aus für den Interregio?
Neues Sonderangebot für Reisen in die Schweiz
Bus-Konzept für Durlach
(Schein-)Lösungen der Verkehrspolitik
Biodiesel und Flüssiggas in Rastatt
Rastatt soll Carsharing für Dienstfahrten nutzen
ÜberLeben ohne Auto
Europaweiter Autofreier Tag in Ettlingen
Kleinmeldungen
Termine
Impressum

VCD Karlsruhe Inhalt dieser Ausgabe kfk-Archiv